Randerscheinung

"Keine Onlinespiele bis zum Bio-Test"

Ich wäre gern der geduldige Papa, der den dritten Sohn mit der ganzen Routine aus 24 Jahren Kinderhaben lässig zum Lernen motiviert. Stattdessen schreie ich herum.

Der Hund steht im Garten und frisst Löwenzahn. Der tut ihm sicher nicht gut, aber ich kann weder den Hund nicht mehr in den Garten lassen noch den Löwenzahn einzäunen. Also schaue ich dem Hund beim Fressen zu. Ich schaue dem Hund überhaupt recht viel zu. Mindestens so viel wie er mir. Man könnte auch sagen, wir interessieren uns für einander. Besser gesagt wohl: Wir staunen darüber, was der jeweils andere den ganzen Tag über so tut. Ich fresse keinen Löwenzahn, mag auch Brennnesselsalat nur so mittel, beziehe meine Nahrung bis auf ein paar Kräuter und Tomaten aus dem Lebensmittelhandel (apropos: Wie lieblos der Merkur entsorgt worden ist, finde ich ganz arg). Das ist auch so eines der Home-Sweet-Home-Projekte, das noch der Umsetzung harrt: ein Hochbeet.

Als Student wollte ich immer ein Hochbett. Ist auch nie was geworden. Mit dem Jüngsten wickle ich gerade für uns beide ungewohnt viel wegen der Schule. Was mich sehr stört, weil ich finde, das passt nicht zu mir. Ich wäre gern der liebevolle, geduldige Papa, der den dritten Sohn mit der ganzen Routine aus 24 Jahren Kinderhaben lässig zum Lernen motiviert. Stattdessen schreie ich herum, nachdem mich der Jüngste abblitzen lässt. "Gut, dann keine Onlinespiele bis zum Bio-Test", sage ich (echt, das ist mir nicht zu blöd). "Gut, dann kein Lernen bis zum Bio-Test", antwortet mir der Bub tapfer und hat dabei Tränen in den Augen.

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