Gastkommentar

Kluft zwischen Sollen und Sein beim Bodenverbrauch

Wenn langfristig überlebenswichtige ökologische Prinzipien mit kurzfristigen lokalen Interessen kollidieren, gewinnen immer noch die Letzteren.

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Dissonanz zwischen Einsicht und Tun durchdringt alle öffentlichen Bereiche im Lande. Wir wissen etwa, dass die Zukunft Österreichs von einer Föderalismus- und Verwaltungsreform abhängt, doch nichts geschieht. Hier die Beispiele im Kleinen: So lässt man die Nationalparks auf Kosten des Naturschutzes zu Rummelplätzen verkommen; oder man singt das hohe Lied der „Systemerhalter“ – bloß, um sie weiter auszubeuten (usw.). Besonders bedrückend kontrastieren Sollen und Sein beim Bodenverbrauch. Als Konrad Lorenz um 1970 nach Österreich zurückkehrte, war er entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung durch Verhüttelung. Aber immer noch werden unverdrossen Wiesen, Äcker und Flußufer verbaut, als gäbe es kein Morgen. Ein Problem der sogenannten „shifting baselines“: Man tut so, als würde man jedes Mal wieder bei null starten, als Erster ein bisschen Natur fürs Bauen abzwacken.

Zu erleben ist dies gerade im Almtal. Man plant in den sensiblen Naturräumen der Gemeinden Grünau und Scharnstein Siedlungen, ein Chalet-Dorf und (noch) einen Supermarkt – zusammen eine Fläche von acht Fußballfeldern. Der Einkaufstempel wird wohl das Aus für lokale Nahversorger bedeuten, damit eine noch größere Abhängigkeit vom Auto. Fährt man heute von Scharnstein nach Gmunden, bemerkt man nahe Kranichsteg Schotterflächen und Lastwagengaragen in der Größe einiger weiterer Fußballfelder, alles neu gebaut inmitten der ehemals schönsten Naturlandschaft.

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