Fernsehen

Johannes B. Kerner: „Ich halte mich nicht für einen Showstar“

Da kommst Du nie drauf!
Da kommst Du nie drauf!(c) ZDF und ZDF/Sascha Baumann (ZDF/Sascha Baumann)
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Auch dem Show- und Talkmaster fehlt der Applaus. Ein Gespräch über Eva Herman, berufliche Fehler und „das ,Decamerone‘ der heutigen Zeit“.

Er hat kein Faible für schräge Outfits oder markige Sprüche. Und in den Klatschspalten findet man ihn selten. Trotzdem gehört Johannes B. Kerner (das B. wie Baptist ist dem katholischen Elternhaus geschuldet) zu den bekanntesten Quiz-, Show- und Talkmastern Deutschlands. In den kommenden fünf Wochen stemmt der verhinderte Betriebswirt (das Studium fiel der TV-Karriere zum Opfer) gleich vier Hauptabendshows im ZDF. Dabei muss auch er sich mit Crew, Studiogästen und eingespieltem Applaus begnügen, denn Zuschauer sind derzeit im TV-Studio nicht erlaubt. „Das ist kein Vergleich dazu, dass fünf- bis sechshundert Leute im Publikum sitzen und klatschen, wenn man auftritt. Das hört man ja nicht ungern.“

Er werde von Live-Publikum „wie auf einem fliegenden Teppich“ durch die Sendung getragen, sagt Kerner, und könne spontan auf die Reaktionen eingehen. Ist also nicht alles bis ins Detail gescriptet? „Nee, nee“, beteuert der aus Bonn stammende 56-Jährige. Nur Spiele und Quizfragen sind vorbereitet. „Ich kann in der Sendung machen, was ich will. Es gibt keinen Maulkorb, keine Absprachen.“

„Das hätte ich eleganter machen können"

Trotzdem sei in den 35 Jahren, seit er 1986 neben dem Studium als Praktikant beim Sender Freies Berlin startete, wenig schiefgegangen. In Erinnerung ist die aus dem Ruder gelaufene Show „1000“, die nach nur einer Ausgabe eingestellt wurde. Auch die Sache mit Eva Herman ist lang her: 2007 war die ehemalige „Tagesschau“-Moderatorin und rechtspopulistische Autorin von Kerner aus der Talkshow geworfen worden. Die „Welt“ kritisierte das als „öffentliche Hinrichtung“. „Ich hatte schon fast 50 Minuten mit ihr geredet, und sie ritt sich immer weiter rein mit ihren kruden Thesen“, sagt Kerner. Inhaltlich stehe er nach wie vor zu seiner Kritik, aber „das hätte ich eleganter machen können“.

Sein größter beruflicher Fehler sei gewesen, dass er 2009 vom ZDF zurück zu Sat1 ging, wo er schon 1992 bis 1997 das Fußballmagazin „Ran“ und ab 1996 seine erste Talkshow „Kerner“ moderiert hatte. Bei Sat1 moderierte er die Champions League und Hauptabendshows. Und er startete erneut mit seiner Talkshow – die Einschaltquoten blieben aber unter den Erwartungen, die Sendung wurde 2011 eingestellt. Heute ist Kerner froh, wieder für das ZDF zu arbeiten. Demnächst moderiert er „Da kommst du nie drauf“ (28. 4.), „Die große TerraX-Show“ (5. 5.), „50 Jahre Dalli-Dalli“ (15. 5.) und „Der Quiz-Champion“ (29. 5.).

Covid-19: „Schlimmstes Symptom war Langeweile"

Ein Workaholic sei er aber nicht. „Das wäre ja krankhaft. Ich arbeite eben gern.“ Auch, als er vor einem Jahr Covid-19 hatte. „Ich bin zufällig durch einen Test draufgekommen.“ Symptome hatte er kaum. „Mein schlimmstes Symptom war die Langeweile.“ 14 Tage saß er daheim und arbeitete am Küchentisch. Dazu die Kinder im Home-Schooling. Nach einem Jahr Pandemie könne er den Wunsch nach Eskapismus nachvollziehen: „Vielleicht ist das wie zu Zeiten der Pest, das ,Decamerone‘ der heutigen Zeit: Wir schließen uns ein und feiern heimliche Feste“, sagt Kerner. Das sei aber nicht als Aufruf zum Verstoß gegen die Regeln zu verstehen.

„Bei Literatur bin ich schnell verloren“

Er habe „umfangreiche Kindheitserinnerungen“ an Shows mit Rudi Carrell, Hans Rosenthal oder Hans-Joachim Kulenkampff. „Ich bin als Kind im Frotteeanzug bei den Großeltern auf dem Sofa gesessen, durfte fernsehen und dazu Salzstangen essen.“ Ins Genre ist der begeisterte Sportmoderator (der im Sommer auf Magenta-TV die Fußball-EM moderieren wird) eher zufällig gerutscht. „Ich halte mich auch nicht für einen Showstar. Ich bin ein Handwerker.“ Man könne das lernen. Würde er selbst einen Quiz-Champion abgeben? „Ich habe großen Respekt vor den Experten – noch größeren vor den Kandidaten. Was die alles draufhaben, ist bemerkenswert.“ Im Sport würde er sich das Expertentum zutrauen, in den Rubriken Zeitgeschehen und Aktuelles oder Geografie „zumindest nicht dumm aussehen“ – „aber bei Literatur bin ich vermutlich schnell verloren“.

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