Verschrobener französischer Psychedelic-Pop: La Femme, gegründet 2010 in Biarritz, nannten ihr erstes Album „Psycho Tropical Berlin“. Es folgten „Mystère“ und „Paradigmes“.
La Femme: „Foreigner“. Wenn Engländer oder Amerikaner Französisch singen, dann kann das auf subtile Weise lustig sein, das wissen wir z. B. von den Beatles („Michelle“) oder von den Talking Heads („Psycho Killer“). Doch es funktioniert auch umgekehrt, wobei Franzosen vor allem bei den Betonungen stur sind. So betont der Sänger hier partout „remember“ auf der ersten Silbe. Aber es geht ja auch ums Gefühl der Fremde: „I don't have the passport to your heart“, fleht er, zu einem Elektro-Disco-Rhythmus Marke Popcorn à la maison. Das wäre ja alles ganz nett, doch dann gesellt sich eine käsige Sologitarre drein, die sich auf einmal als Synthesizer herausstellt, der dann aber wieder wie eine käsige Sologitarre klingt . . . Und wenn der Rhythmus nach diesem kleinen Camp-Exzess in trockener Pracht wiederkehrt, wirkt er gar nicht mehr so provinziell, sondern geradezu schlau. Nur das Video darf man sich nicht ansehen, das ist zu blöd.
Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und www.fm4.ORF.at .
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2021)