Kunstlicht

Warum nur hat Wenzel Liechtenstein ein Rad abgekriegt?

(c) Almuth Spiegler
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Das Maria-Theresien-Denkmal ist um ein Accessoire reicher. Als Rache für den entlassenen Angelo Soliman? Ein antikapitalistisches Statement? Oder ein Busserl der queeren Szene?

Es kann kein Zufall sein, dass unter allen Beratern Maria Theresias ausgerechnet Joseph Wenzel I. von Liechtenstein (1696–1772) ein Rad abbekam – ein altes, klappriges noch dazu. Derzeit ziert es wie eine Gloriole das Haupt des Fürsten am Denkmal zwischen Kunsthistorischem und Naturhistorischem Museum. Wer wohl hievte es hinauf? Vor allem aber: Wie? Und warum? Welche Inkorrektheit seiner Biografie bescherte ihm nur statt der Corona triumphalis, dem Lorbeerkranz, den er sich als Oberstleutnant des Prinzen Eugen gegen die Türken verdient hatte, dieses ihn krönende Rad?

Ist es späte Rache dafür, dass er 1768 den afroösterreichischen Promidiener Angelo Soliman fristlos entließ, nachdem dieser heimlich geheiratet hatte? Was der Dienerschaft bei den Liechtensteins verboten war, um sich nicht um etwaige Witwen und Waisen kümmern zu müssen.
Ist es ein antikapitalistisches Statement in Anspielung auf Joseph Wenzels bekannten Hang zum kostspieligen Gefährt? Seine Goldene Kutsche ist nicht ganz aus dem Sinn, steht sie doch seit 2003 in der Sala terrena des Gartenpalais Liechtenstein. Was für eine Provokation, dem ehemaligen Botschafter Kaiser Karls VI. in Paris, als der er sich so einige spektakuläre Repräsentationskarossen zulegte, nun diesen Drahtesel zuzusprechen!

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