Super League

Ein trotziges Trio im Abseits

REUTERS
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Schulden, sportliche Misere und jetzt auch noch ein Uefa-Disziplinarverfahren: Die Nachwehen der gescheiterten Super League erfassen uneinsichtige Klubs in Spanien und Italien.

Nyon. Als hätte man noch nicht genug Probleme beim FC Barcelona. Die Schuldenlast ist erdrückend hoch und soll über eine Milliarde Euro betragen, die spanische Meisterschaft beendete man nur auf Platz drei, und über allem schwebt die noch immer ungeklärte Frage, ob die unzufriedene Klubikone Lionel Messi nun (ablösefrei) das Weite suchen wird.

Nicht viel anders ist die Situation beim Erzrivalen Real Madrid. Die Königlichen haben eine titellose Saison hinter sich, der Schuldenberg ist auch hier gewaltig und die Zukunft von Kapitän Sergio Ramos ebenfalls fraglich.

Dasselbe Muster ist auch in Italien zu beobachten. Während sich der gestürzte Serienmeister Juventus Turin mit Ach und Krach in die Champions League rettete, deuten die jüngsten Social-Media-Beiträge von Cristiano Ronaldo auf einen Abschied des Superstars hin. Jenes Mannes also, der Juve keinen internationalen Titel beschert, dafür aber ein gewaltiges Loch in die Klubfinanzen gerissen hat.

Was dieses Trio der kriselnden Topklubs aus Spanien und Italien noch eint: Sie sind die letzten hartnäckigen Anhänger der spektakulär gescheiterten Super League, als einzige Mitbegründer haben sie der Eliteliga nicht abgeschworen.

Nun bekommen sie, mitten in einer sportlichen und finanziellen Schieflage, die Retourkutsche des europäischen Fußballverbandes zu spüren, von dem sie sich vor einem Monat abspalten wollten.

Čeferin macht Ernst

Wie die Uefa mitteilte, wurde ein Disziplinarverfahren gegen diese drei verbliebenen Super-League-Klubs eingeleitet. Am Ende könnte der Ausschluss von der Champions League stehen. Untersuchungen der Uefa-Ethik- und Disziplinarkommission wegen möglicher Verstöße gegen rechtliche Rahmenbedingungen des Verbandes hatte es bereits gegeben.

Ein Zeitrahmen für das nun eingeleitete Verfahren wurde nicht genannt. Weil aber etwaige Sperren wohl vor dem internationalen Sportgerichtshof angefochten werden würden und andere spanische und italienische Klubs in den Uefa-Bewerben nachrücken müssten, besteht ein gewisser Druck, die Angelegenheit bis zur kommenden Auflage der Champions League über die Bühne zu bringen (Auslosung der Gruppenphase am 26. August, Auftaktmatches am 14. September).

Uefa-Präsident Aleksander Čeferin hat die Vereine bereits gewarnt. „Wenn sie sagen, wir sind eine Super League, dann spielen sie natürlich keine Champions League“, erklärte der Slowene, der den gescheiterten Alleingang der Topklubs auch als persönlichen Verrat seines einstigen Vertrauten Andrea Agnelli empfindet. Der Juventus-Präsident war neben Real-Boss Florentino Pérez einer der Initiatoren des Projekts gewesen.

Čeferin will auch ein weiteres Zeichen setzen. Einen neuen Anlauf für die Eliteliga, sobald sich die Empörung wieder gelegt hat, hat er fürs Erste schon verhindert. Nachdem im Vorfeld des Uefa-Kongresses im April zwölf europäische Spitzenklubs die Gründung einer Super League mit potenziellen Milliardeneinnahmen und in direkter Konkurrenz zur Uefa Champions League angekündigt hatten, haben sich nach heftigen Protesten aus nationalen Ligen, Verbänden und Fangruppen nach und nach neun Klubs vom Projekt wieder abgewandt. Alle bis auf das Trio Barcelona, Real und Juventus, gegen das nun ein Verfahren läuft. Diese neun Vereine (Milan, Arsenal, Atlético Madrid, Chelsea, Inter Mailand, Liverpool, Manchester City, Manchester United, Tottenham) kehrten geläutert unter das Dach der Uefa zurück und haben Čeferins Bedingungen akzeptiert.

Millionenstrafen

Sie werden nun fünf Prozent ihres Preisgeldes aus internationalen Bewerben der Saison 2022/23 sowie zusammen 15 Millionen Euro als „Geste des guten Willens“ dem Nachwuchs und der Fußballbasis überlassen. (Zum Vergleich: Eine erfolgreiche Champions-League-Saison bringt mitunter 100 Mio. Euro Preisgeld mit sich.) Čeferins Übereinkunft mit den neun Rückkehrern sieht außerdem eine Strafe von 100 Mio. Euro vor, falls sie ein weiteres Mal an einem nicht von der Uefa autorisierten Wettbewerb teilnehmen sollten.

(joe)

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