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Selfstorage: Das neue Potenzial der kleinen Lager

Zuhause auf Zeit für derzeit nicht benötigte Dinge.
Zuhause auf Zeit für derzeit nicht benötigte Dinge. Getty Images/iStockphoto
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Das Auslagern von Gegenständen boomt, das Angebot wird differenzierter.

Wenn die Kästen überquellen, die Skiausrüstung keinen Platz mehr findet oder alte Akten und Unterlagen an einem ruhigen Ort aufbewahrt werden sollen, kommt immer öfter Selfstorage ins Spiel. In den USA schon längst ein Hit, hat das Auslagern von Gegenständen oder Gewand, das man in der jeweiligen Jahreszeit nicht braucht, hier vor rund zehn Jahren Fuß gefasst. Ein Grund für die steigende Beliebtheit ist nicht etwa (nur) ein neuer Ordnungssinn oder steigender Wohlstand, sondern vor allem auch der knappe Wohnraum: Leistbare Wohnungen sind oft zu klein für viele Dinge.

Schlichten statt stapeln

Auch kleine Gewerbebetriebe nehmen Selfstorage zunehmend in Anspruch. Einer davon ist Lisa Juen, die das Schmuckatelier Spruchketten by Lieblichkeiten gegründet hat. „Wir haben einfach mehr Platz gebraucht, da wir sehr viele Versandkartons haben, aber auch Teile für die Schmuckproduktion, die in Summe viel Platz einnehmen. Ein größeres Atelier zu mieten wäre zu teuer gekommen“, erzählt Juen. Ihr war wichtig, dass das Lager ganz in der Nähe ist, damit ad hoc benötigte Sachen sofort greifbar sind. Ganze 1,45 Quadratmeter kann sie befüllen, „wir haben dafür ein ausgeklügeltes Schlichtsystem entwickelt, damit wirklich jeder Zentimeter ausgenutzt werden kann“.

Anbieter gibt es mittlerweile einige, viele haben ihr eigenes Konzept entwickelt. Unter den Ersten, die auf diesen Zug aufgesprungen sind, war die Immobilienrendite AG mit Localstorage. „Unser erstes Lager haben wir 2009 in der Neustiftgasse im siebenten Wiener Gemeindebezirk eröffnet, zurzeit verfügen wir über 15 Standorte in Wien“, erzählt Michael Rajtora, Vorstand von Localstorage.

Erdgeschoßzonen nutzen

Sie hätten sich bewusst dafür entschieden, kein großes Lager irgendwo außerhalb zu kaufen oder zu mieten: Das Konzept beruht auf der Idee, Lagermöglichkeiten in der Stadt zu schaffen, sodass die Kunden nur ums Eck gehen müssen, um zu ihren Sachen zu kommen. „Gerade in den Ballungszentren kommt die Kleinheit der Wohnungen zum Tragen, und in den Gründerzeithäusern sind überdies die Keller als Lagerräume meist nicht wirklich benützbar, da sie großteils feucht sind“, führt er weiter aus. Zugute kommt dieser Idee, dass Erdgeschoßräumlichkeiten in der Stadt oft leer stehen, sodass sich immer wieder neue Räume finden, die als Lager adaptiert werden können. „Wir arbeiten mit einer Architektin zusammen, die sich die Objekte anschaut und, wenn sie als Lager geeignet sind, dementsprechend herrichtet.“ Sprich: Abteile werden geschaffen, die mit Metallwänden abgetrennt werden. Geeignet sind sie in erster Linie für manipulierbare Güter, die man jederzeit benötigt. Für allzu Sperriges wie Möbel sind diese Abteile eher nicht geeignet.

Größere Objekte, die zudem nicht sofort greifbar sein müssen – etwa die Möbel der Großeltern, die man in einigen Jahren im neuen Haus aufzustellen gedenkt –, sind in einem der großen Lager am Stadtrand meist besser aufgehoben. Hier sind auch die Preise moderater, denn für's Storage gilt grundsätzlich das Gleiche wie für Wohnungen: je dezentraler, umso günstiger. Das Miet-Prozedere ist hier wie da einfach, meist wird online gebucht und ein Termin vereinbart. Nach dem Lokalaugenschein wird man Mieter, bezahlt, erhält einen Zugangscode und versperrt das nun eigene Lager mit einem Schloss.

Storage to go

Info

Ein gänzlich anderes Konzept hat das steirische Start-up Call-a-box entwickelt. Seit Ende des vorigen Jahres wird dieses neue Service angeboten. „Wir bringen unseren Kunden Boxen, 140 Liter oder 85 Liter, nach Hause, die sie dort befüllen können, diese werden dann wieder abgeholt und in unsere Lager gebracht“, umreißt Geschäftsführer Markus Himmelbauer das Konzept. „Wir haben uns überlegt, dass es für viele Menschen bequemer ist, sich nicht abschleppen und den Lagerraum selbst befüllen zu müssen.“

Die Boxen werden, wenn sie gebraucht werden, direkt nach Hause zu den Kunden gebracht. Das Service wird österreichweit angeboten, wobei die Abholung und das Zurückbringen der Boxen in den Städten gratis ist. Das Ganze läuft dabei über eine App, mit der man die gelagerten Boxen anfordern kann, wenn man den Inhalt braucht. Himmelbauer: „Unser Kundenkreis setzt sich zurzeit aus Privaten und Kleinunternehmen zusammen, wir möchten aber auch Vereine oder etwa Gemeinden auf diese Art der Aufbewahrungsmöglichkeit aufmerksam machen, weil wir glauben, dass auch da großer Bedarf besteht.“Meist genügt ein Anruf, manche arbeiten auch mit Apps, bei einigen kann man den Lagerraum vorher besichtigen, ob er den eigenen Ansprüchen hinsichtlich Größe, Unterbringungsmöglichkeiten etc. genügt. Lagerräume in der Stadt sind eher für kleinere Güter geeignet, will man Möbel unterbringen, sollte man genau auf das Angebot achten. Die monatlichen Kosten liegen zwischen zehn und 40 Euro/m2. Boxen von Call-a-box, die nach Hause geliefert werden, kosten pro Box und Woche zwischen 79 und 99 Cent, es gilt eine Mindestbehaltefrist von drei Monaten.

Web:
www.yourstorebox.com, www.titancontainers.com, www.myplace.at, www.safeselfstorage.at, www.kibox.at,
www.boxroom.at, www.localstorage.at, www.call-a-box.at, www.mospace.at

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