Ausfahrt

Wenn ich einmal reich wär' . . .

(c) Die Presse/Clemens Fabry
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Der Coronakrise entfleuchten wir am liebsten so.

Manchmal meint es das Leben mit einem gut: Man hat die erste Corona-Impfung hinter sich, nach Wochen von Regen und Kälte scheint in Wien wieder einmal die Sonne – und dann ruft Rolls-Royce an und bietet eine Ausfahrt mit dem Dawn an.

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Nun zielen die Autos der britischen Traditionsmarke in deutschem Besitz (BMW) ja üblicherweise auf Chauffeursdienste ab. Der, der den Rolls gekauft hat, sitzt hinten. Der, der ihn lenkt, wird dafür bezahlt.
Man verschenkt viel Fahrspaß, wenn man das so macht. Vor allem im Rolls-Royce Dawn. Das Cabrio ist mit 571 PS aus einem 6,6 Liter Motor stärker motorisiert als mancher Sportwagen. Nur nützt man die Kraft nicht, weil man sofort nach dem Starten zu einem besseren, weil entspannteren Autofahrer wird. Jedes Auto färbt auf dem Weg der Osmose auf den Fahrer ab. In diesem Fall führt das dazu, dass man sanft gleitet, nicht hetzt, dem verrosteten Golf die Vorfahrt lässt und nie die 820 Newtonmeter Drehmoment abruft, die der Motor laut Fahrdaten bietet.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (


Nun stellt sich die Frage, wohin man mit so einem Auto standesgemäß fährt? Wir reden hier von einem Fahrzeug, das mehrere hunderttausend Euro kostet. Nur nebenbei: In Österreich wird man mit dem Kauf eines Rolls-Royce zum staatlichen Wohltäter. Für unseren gut ausgestatteten Dawn zahlt man allein für Mehrwertsteuer und Normverbrauchsabgabe fast 200.000 Euro. Damit kann man schon wieder ein paar Corona-Impfungen finanzieren (in Österreich fanden sich im vergangenen Jahr übrigens zwei, 2019 drei Rolls-Royce-Käufer).

Wir entschieden uns für eine Fahrt ins Wiener Umland. Die erste interessante Beobachtung: Was würde wohl passieren, würde man mit einem SUV dieser Größe aus Zuffenhausener Herstellung durch die Stadt fahren? Selbstgezüchtete, faule Balkontomaten würde man dem Fahrer nachwerfen!

Und im Rolls-Royce? Da ruft keiner spontan zu einer Kundgebung für die Einführung einer Reichensteuer auf. Stattdessen erntet man freundliche, interessierte Blicke, die vor allem eines zu sagen scheinen: Wie kann sich der das leisten?

(c) Die Presse/Clemens Fabry


Das Fahren in einem Rolls-Royce kommt eher einem Schweben gleich. Man gleitet sanft über die Straße, das ausgezeichnete Fahrwerk glättet alle Unebenheiten weg, der Zwölfzylindermotor schnurrt leise vor sich hin. In Lautstärke und Durchzugskraft (okay, wir haben es einmal ausprobiert) ist dieser Motor wohl nur mit einem Elektromotor vergleichbar.

Die Sonne brennt auf die Glatze, der Wind bläst sanft um die Ohren, man hört aus diesem Auto heraus sogar die Vögel zwitschern. Nach und nach fällt alle Schwere von einem ab.

Wären wir die Queen, wir würden immer nur vorn sitzen.

(c) Die Presse/Clemens Fabry

Die Leichtigkeit des Schwebens

Der Rolls-Royce Dawn ist das „kleine“ (5,3 Meter lange) Cabrio, früher gab es das noch längere Drophead Coupé auf Phantom-Plattform.

Name : Rolls-Royce Dawn
Preis : ca. 560.000 Euro
Motor : V12-Zyl.-Turbo, 6592 ccm
Leistung : 571 PS
Gewicht : 2630 kg
0–100 km/h : 5,1 Sekunden
Vmax : 250 km/h (abgeregelt)

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