Ökologische Bautechnologie

Grüne Welle für Schul-Altbau und Klassenzimmer

Forscherin Azra Korjenic (2. v. r.) begrünte mit ihrem Team auch die Innenräume des GRG Kandlgasse in Wien (r.: Direktor Georg Waschulin).
Forscherin Azra Korjenic (2. v. r.) begrünte mit ihrem Team auch die Innenräume des GRG Kandlgasse in Wien (r.: Direktor Georg Waschulin). [ TU Wien ]
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Bauphysiker der TU Wien zählten international zu den ersten Wissenschaftlern, die belegen konnten, wie sich die Begrünung von Gebäuden auf Dämmung und Temperatur auswirkt.

Wenn Azra Korjenic das Gymnasium Kandlgasse im siebten Wiener Gemeindebezirk betritt, das vor einigen Jahren unter ihrer Leitung begrünt wurde, kommen auch heute noch Schülerinnen und Schüler auf sie zu. Die Professorin am Institut für Werkstofftechnologie, Bauphysik und Bauökologie der Technischen Universität (TU) Wien hatte 2015 begonnen, zusammen mit ihrem Team sowie mit Ingenieurbiologen der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien die Fassaden, das Dach, den Schulhof und Innenwände von Klassenzimmern mit Pflanzen und Substraten zu bestücken. Das durch das Klimaschutzministerium, die Forschungsförderungsgesellschaft FFG und die Bundesimmobiliengesellschaft geförderte Projekt machte die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem Teil der Schulgemeinschaft.

Grün senkt Wärmeverluste im Altbau

Regelmäßig gehen sie auch heute noch in dem Altbau ein und aus, um den Effekt der von ihnen angebrachten Begrünung und Fotovoltaik auf das Gebäude und seine Nutzer zu messen. Als Referenzwerte dienen dabei die Messungen der Anfangszeit des Projekts, in der noch kaum Begrünung vorhanden war. Der Vergleich damit zeigte, wie leistungsstark ein solches Begrünungssystem sein kann – ein auch für die Bauphysikerin Korjenic überraschendes Ergebnis: Die Pflanzen auf den nicht gedämmten Außenwänden des Schulaltbaus senkten die Wärmeverluste um 20 Prozent. „Bei thermisch schlechten Konstruktionen sind die Verluste sehr hoch“, erklärt sie. „Wenn darauf ein fassadengebundenes System als Zusatzschicht kommt, mindert dieses deutlich die Wärmeverluste, da die bestehende Wand nicht mehr direkt mit dem Außenklima in Kontakt ist.

Bei gut gedämmten Wänden bringt die Begrünung kaum noch etwas.“ Im Sommer hingegen ist die Temperatur an der Wand-Außenoberfläche der Schule nun um 15 Grad niedriger als ohne Begrünung. Zusätzlich wird durch die Begrünung die Fassade vor Schlagregen, Wind, aber auch direkter Sonnenbestrahlung geschützt.
Auch die Kombination von Begrünung und Solaranlage auf dem Dach und an der Außenwand erwies sich als optimale Wechselwirkung. Die Pflanzen werden durch die transparenten Solarzellen geschützt, diese wiederum durch die Pflanzen gekühlt – und zwar um bis zu sieben Grad im Jahresmittel, weshalb die Fotovoltaikanlage entsprechend mehr Strom erzeugen kann. „Dieses System wurde zuerst auf dem Freiland-Prüfstand der TU Wien getestet und im Rahmen einer Dissertation entwickelt und anschließend hier validiert bzw. wurden verschiedene Variationen geprüft“, sagt Korjenic. Das Besondere: „Früher wurden immer nur entweder die Effekte von Begrünung oder von Fotovoltaik gemessen.“ Die von ihrem Team veröffentlichten Messergebnisse zu den Effekten von Begrünung zählten zu den weltweit ersten Publikationen valider Daten in diesem Bereich.

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