Arbeitsmarkt

Gewerkschaft vida will Tourismuskasse für Gastro und Hotellerie

Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit
Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit Die Presse/Fabry
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Eine Tourismuskassa nach Vorbild der Bauarabeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse könnte Betriebe finanziell entlasten und bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Startkapital von rund 200 Millionen Euro soll aus der öffentlichen Hand kommen. Opposition unterstützt den Vorschlag.

Die Gewerkschaft vida will die finanzielle Belastung der Tourismusbetriebe durch die Coronakrise mit einer "Tourismuskasse" abfangen. Ein ähnliches Modell gibt es bereits mit der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse. Das Startkapital von 200 Millionen Euro soll aus der öffentlichen Hand kommen. Die Initiative wird von SPÖ, FPÖ und Neos unterstützt, am Mittwoch soll ein Entschließungsantrag im Parlament eingebracht werden.

Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit nannte die Tourismuskasse am Dienstag bei einer Pressekonferenz einen "Gamechanger". Auf der Seite der Beschäftigten biete das Modell mehr Sicherheit und höhere Sozialstandards weil Urlaubsansprüche bei Jobwechsel mitgenommen werden könnten. Außerdem sollen überbetriebliche Weiterbildungsangebote geschaffen werden. Auf der Unternehmensseite ergebe sich daraus eine sofortige finanzielle Entlastung indem Rückstellungen für Urlaubsansprüche umgehend aufgelöst werden könnten, so Hebenstreit.

Der Tourismus kämpfe derzeit mit einem Angebotsproblem, erklärte der vida-Tourismusvorsitzende Berend Tusch. Die Arbeitsbedingungen würden nicht passen. Zwischen Überstunden und Teildiensten, Arbeitsverdichtung und Dienstplanunsicherheit habe man "kein Leben neben dem Beruf". Darüber hinaus seien die Gehälter zu niedrig, "das wollen die Leute nicht mehr mitmachen". Die Folge sei Arbeitskräftemangel.

Die Kosten von 200 Millionen Euro für die Errichtung der Tourismuskasse sollen zunächst vom Staat getragen werden, so der Vorschlag der vida. In weiterer Folge sollen sich dann Betriebe schrittweise beteiligen, trotzdem koste es die Unternehmen "keinen Cent", weil statt in Rückstellungen in die Tourismuskasse eingezahlt werde, so der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz, Josef Muchitsch.

Auch die Opposition unterstützt den Vorschlag. Die SPÖ-Abgeordnete Melanie Erasim bezeichnete die Tourismuskasse als eine "Win-Win-Situation für Betriebe und Beschäftigte". Die FPÖ ist "davon überzeugt, dass das eine gute Geschichte ist", so der FPÖ-Abgeordnete Gerald Hauser. Er verstehe nicht, warum die Regierungsparteien den Antrag "nicht von Haus aus unterstützen".

Die gastgewerblichen Fachverbände in der Wirtschaftskammer bezeichnen den Vorschlag am Dienstag in einer Aussendung als ein "teures, bürokratisches Modell, mit dem ein nicht existentes Problem gelöst werden soll". Für Beschäftigte würde sich bei Urlaubsansprüchen nichts ändern, außer die auszahlende Stelle. Für Unternehmen würde die Tourismuskasse lediglich zusätzliche Verwaltungs- und Bürokratiekosten verursachen und damit die Lohnnebenkosten weiter erhöhen. Das Modell sei veraltet, stattdessen sei es notwendig gemeinsam mit den Unternehmensvertretungen "flexible und moderne Modelle" zu erarbeiten, so die Obleute der WKÖ-Fachverbände, Susanne Kraus-Winkler und Mario Pulker.

(APA)

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