„Es war einmal in Hollywood“

Tarantinos Debütroman: Das hat er im Film unterschlagen

72nd Cannes Film Festival - Photocall for the film 'Once Upon a Time in Hollywood' in competition
72nd Cannes Film Festival - Photocall for the film 'Once Upon a Time in Hollywood' in competitionReuters/Pelissier ]
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Keine Buchverfilmung, sondern eine „Filmverbuchung“: Quentin Tarantino hat seinen Kassenschlager „Es war einmal in Hollywood“ auf 400 Seiten literarisch aufgerollt und erweitert. Wie ein Drehbuch liest sich das nur zu Beginn.

Buchverfilmungen haben es schwer. Im alltäglichen Kulturdiskurs gehört es fast zum guten Ton, sich über ihr Scheitern auszulassen. Gemessen an ihren Vorlagen ziehen sie in den Augen von Fans meist den Kürzeren. Dennoch genießen sie Aufmerksamkeit, die einer anderen, auch adaptiven Literaturgattung selten zuteil wird: Nennen wir sie „Filmverbuchung“. Eine Bezeichnung, die besser passt, als sie klingt: Schließlich haben Romanfassungen erfolgreicher Filme primär den Zweck, Zusatzkapital aus robusten Leinwandmarken zu schlagen. Als Belletristik für voll genommen werden sie genauso wenig wie Groschenromane. Was das Genre freilich nicht hindert, auch Wert- und Gehaltvolles zu produzieren.

Insofern passt es wie der Colt ins Halfter, dass Hollywoods prominentester Schundkultur-Schutzpatron Quentin Tarantino (der seit geraumer Zeit ankündigt, sein nächster Film würde sein letzter werden) für sein erstes Romanprojekt eine ebensolche „Novelization“ gewählt hat. Und zwar die seines eigenen Films „Es war einmal in Hollywood“ von 2019: Wenn es um clevere Selbstvermarktung geht, macht dem 58-Jährigen keiner was vor. So wird (wie schon die räudige Aura von Einsaalkinos für Tarantinos Film „Death Proof“ oder die verstaubte Praxis der „Roadshow“-Events für seinen Western „The Hateful Eight“) eine alte, etwas verrufene Traumfabrik-Tradition als gimmickhaftes Stützrad wiederbelebt. Diesfalls für den kontrollierten Berufswechsel eines Autorenfilmers, der seine Liebe zum geschriebenen Wort immer wieder betont hat – und dessen Filme bis heute als besonders „redselig“, „dialoglastig“ und „zitierwürdig“ gelten.

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