Fußball-EM

EM-Turnier der Superlative Dramen, Tore und Rekorde

 Volltreffer: Der Tscheche Patrik Schick traf aus 45 Metern, auch Schottlands Torhüter, David Marshall, zappelte im Netz.
Volltreffer: Der Tscheche Patrik Schick traf aus 45 Metern, auch Schottlands Torhüter, David Marshall, zappelte im Netz.Pool via REUTERS
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Die Fußball-EM findet heute mit dem Finale England gegen Italien ein Ende, doch welche Momente, Tore und Spieler bleiben in Erinnerung?

CHRISTIAN ERIKSEN

Im Spiel Dänemark gegen Finnland kollabierte der Däne Christian Eriksen. Der 29-Jährige erlitt einen Herzstillstand und wurde minutenlang auf dem Spielfeld wiederbelebt. Im Stadion herrschte Stille, seine Mitspieler formierten einen Kreis als Sichtschutz um ihn, die Fußball-Welt bangte um ihn. Als er auf der Bahre ins Spital von Kopenhagen geführt wurde, brandete Jubel auf – er lebte. Warum die Partie von der Uefa trotzdem nach eineinhalb Stunden Unterbrechung neu gestartet wurde, ist schleierhaft. Eriksen wurde später operiert und ist wieder gesund.

TRAUMTOR

Der Tscheche Patrick Schick schoss gegen Schottland das Tor dieser EM. Der Leverkusen-Profi sah, dass Torhüter David Marshall (siehe Bild unten) zu weit vor seinem Tor stand. Schick, 25, nahm Maß – und traf aus 45 Metern, von der Mittellinie, zum 2:0 ins Tor.

EIGENTOR

Der Pechvogel dieser EM ist der slowakische Torhüter Martin Dúbravka. Sein Eigentor leitete nicht nur den Anfang zum 0:5-Untergang gegen Spanien ein, sondern war auch auf YouTube das meist geklickte Video. Dúbravka, 32, faustete den Ball nach einem Lattenschuss zum Entsetzen seiner Mitspieler wie ein Volleyballer ins eigene Tor.

Bis zum Finale fielen bei dieser EM elf Eigentore – das ist Rekord.

VIDEOREFEREE

Nach der WM 2018 kam der Videoreferee (VAR) auch erstmals bei einer EM zum Einsatz. Die Technik soll den Unparteiischen helfen, Situationen (Abseits) oder Vorfälle (Foul, Handspiel) zu klären, die zu einem Tor geführt haben. Auch Elfmeter-Pfiffe muss der VAR kontrollieren, auch Rote Karten prüfen. Bei vielen Entscheidungen musste weiterhin lang gewartet werden, manche waren auch extrem emotionsgeladen. Etwa beim vermeintlichen 1:0 durch Marko Arnautović im Achtelfinale gegen Italien. Er stand eine halbe Schuhlänge im Abseits. Die weiterhin nicht vollends ausgereifte Technik macht das Spiel jedoch fairer.

ÖFB-TEAM

Marko Arnautović lieferte den Skandal dieser EM. Der ÖFB-Star, 32, wurde nach dem 3:1 gegen Nordmazedonien für die Beschimpfung von Ezgjan Alioski für ein Spiel gesperrt. Der Wiener fehlte gegen die Niederlande. Österreich spielte ein beachtliches Turnier, besiegte Ukraine und forderte Italien im Achtelfinale in der Verlängerung.

FANS

Die Rückkehr der Zuschauer war eine Bedingung der Fußball-Union Uefa an alle Gastgeber. Weil Glasgow und Bilbao diese Garantie nicht abgeben konnten, wurde ihnen die EM entzogen. Sukzessive wurden, ungeachtet aller Corona-Tendenzen und Delta-Risken, mehr Fans zugelassen für die Finalserie in Wembley. Über 60.000 Zuschauer sind heute beim Finale dabei. Der Streitpunkt: Es gab Tausende Neuinfektionen, die auf den EM-Matchbesuch zurückzuführen sind.

REGENBOGEN

Die EM zeigte auch die neue soziale Rolle von Fußballstars. Sie knien im Kampf gegen Rassismus oder tragen, wie Manuel Neuer, Armbinden in Regenbogenfarben, um auf die Rechte von Homosexuellen hinzuweisen oder ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen. Dass München das Stadion nicht umfärben durfte, bescherte der Uefa harsche Kritik. Ungarns Premier Viktor Orbán sagte den Besuch ab.

TORFLUT

140 Tore in 50 Spielen, ein Schnitt von 2,8 pro Partie oder alle 32 Minuten ein Treffer: so viel Jubel gab es bei noch keiner EM. Seit der Einführung der Gruppenphase 1980 waren 2,74 Treffer pro Partie bei der EM 2012 der Rekord.

Und wer wird Torschützenkönig? Noch führt Cristiano Ronaldo mit fünf Treffern. Oder trumpft Harry Kane (4) heute im Endspiel auf?

ENTTÄUSCHUNG

Joachim Löw trat, viel zu spät, mit einer Ernüchterung als DFB-Teamchef ab. Umstrittene Taktik, falsche Spieler (Leroy Sané) und fehlender Mittelstürmer – auf Nachfolger Hansi Flick wartet viel Arbeit. Auch Weltmeister Frankreich war ein Schatten seiner selbst. Kylian Mbappé lief zwar schnell, verschoss jedoch den finalen Elfmeter im Achtelfinale gegen die Schweiz. Auch die Niederlande spielten eine schwache EM.

SENSATION

Schweiz (Elfer-Coup gegen Frankreich) und Tschechien (2:0 gegen Niederlande) lieferten die Coups des Turniers. Die Eidgenossen standen erstmals in einem Viertelfinale seit 67 Jahren.

VERLETZUNG

Leonardo Spinazzola riss im Viertelfinale die linke Achillessehne. Dem 28-jährigen Verteidiger droht eine mehrmonatige Pause. Eine Bestmarke bleibt dem Italiener: er war mit 33,8 km/h der schnellste Spieler der EM.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2021)

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