Song zum Sonntag

In jedem Teich steckt ein Meer

Lala Lala: „Diver“.
Lala Lala: „Diver“.beigestellt
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Aus der Kunsthochschulszene von Chicago kommt Lilie West, Lala Lala nennt sie sich als Indie-Rock-Musikerin. Im Herbst erscheint ihr drittes Album, „I Want the Door to Open“.

Lala Lala: „Diver“. Das Üble am Sommer ist, dass er so oft mit seichten Songs assoziiert wird. Dabei verbringen wir ihn doch gern an tiefen Gewässern! In diesem gar nicht seichten Song spielt die Sängerin, die sich Lala Lala nennt, mit dem Mythos des Tauchers, der Taucherin unter die Oberfläche. Zu heftig klopfendem Bass imaginiert sie zuerst einen Pool im grellen Licht, in dem sie einem neuen Leben entgegenschwimmen will. Da packt sie ein Sog. Gegen ihn kämpfend, entdeckt sie sich als Sisyphos . . .

Die Musik zu dieser dichten Bilderwelt ist zugleich versponnen und kraftvoll, wenn vom Sog die Rede ist, schlägt eine rücksichtslose Trommel, später mischen sich bald sehnsuchtsvolle, bald verzweifelt quäkende Trompeten ins Geschehen, und kindliche Stimmen locken ins Ungewisse. Mit diesem gewaltigen Songdrama im Kopf wird jeder Ziegelteich für drei Minuten zum alles verschlingenden Weltmeer. Auch das kann gute Popmusik.

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Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2021)

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