Covid-19

"Wir sind keine QR-Codes": Demos gegen Impfungen in Frankreich

Demonstration gegen die angekündigten Restriktionen und geplanten Kontrollen im Kampf gegen Covid-19.
Demonstration gegen die angekündigten Restriktionen und geplanten Kontrollen im Kampf gegen Covid-19.APA/AFP/SEBASTIEN SALOM-GOMIS
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Im Südwesten des Landes soll ein Impfzentrum in Brand gesteckt worden sein. Zugleich lassen sich mehr Franzosen immunisieren.

Paris. Mehr als 100.000 Menschen haben am Samstagabend bei Kundgebungen in Dutzenden Städten in Frankreich gegen die von Präsident Emmanuel Macron am 12. Juli angekündigten Restriktionen und geplanten Kontrollen im Kampf gegen Covid-19 demonstriert.

Sie stellen sich gegen Macrons Pläne, die Impfung für Pflegepersonal ab Mitte September für obligatorisch zu erklären und demnächst schon für den Zugang zu Einkaufszentren, Cafés, Restaurants, Bars und öffentlichen Einrichtungen einen Gesundheitspass kontrollieren zu lassen, der mit einem per Scanner lesbaren QR-Code entweder eine vollständige Impfung gegen Corona oder einen aktuellen negativen Test bescheinigt.

„Wir sind keine QR-Codes“

Viele Demonstranten sehen darin den ersten Schritt zu einer allgemeinen Impfpflicht. „Wir sind keine QR-Codes“, stand auf Spruchbändern. „Fausse pandémie, vraie dictature“ („Falsche Pandemie, wahre Diktatur“), auf einem anderen.

Allein in Paris protestierten nahezu 20.000 Menschen, darunter auch bekannte Rechtspopulisten wie Florian Philippot (ehemals Front National, heute Chef von Les Patriotes) und Nicolas Dupont-Aignan (La France Debout). Bisher stießen öffentliche Mobilisierungen gegen die Gesundheitspolitik in Frankreich auf wenig Echo. Am Samstag überschritten die Proteste eine Schwelle.

Auf der anderen Seite führte Macrons Ankündigung neuer Maßnahmen dazu, dass sich derzeit täglich fast eine Million Franzosen impfen lassen. In Frankreich sind inzwischen 30 Millionen Menschen, das heißt etwas weniger als die Hälfte der Bevölkerung, geimpft. 37 Millionen Franzosen haben zumindest ein Dosis erhalten.

Impfzentrum vermutlich in Brand gesteckt

In einem Impfzentrum im Südwesten Frankreichs hat es unterdessen gebrannt. Das Feuer in Urrugne wurde vermutlich absichtlich gelegt, berichtete der französische Sender France Bleu unter Verweis auf den zuständigen Staatsanwalt am Sonntag. Demnach stand ein Teil des Zeltes des Impfzentrums in der Nacht auf Sonntag in Flammen. Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin verurteilte den Vorfall auf Twitter. Die Verantwortlichen müssten hart bestraft werden.

Erst am Vortag war Frankreichs Premierminister Jean Castex in den Südwesten gereist und hatte ein Impfzentrum etwa 20 Kilometer vom späteren Brandort entfernt besucht. Dem Sender France Info zufolge hatte es bereits in der Nacht auf Samstag einen Anschlag auf ein Impfzentrum gegeben. Die Einrichtung im südöstlichen Lans-en-Vercors sei verwüstet worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2021)

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