Südamerika

Pedro Castillo: Ein Dorfschullehrer im höchsten Staatsamt Perus

Immer mit weißem Hut: Pedro Castillo tritt das Präsidentenamt an.
Immer mit weißem Hut: Pedro Castillo tritt das Präsidentenamt an.APA/AFP/ERNESTO BENAVIDES
  • Drucken

"Peru wird nun von einem Bauern regiert“, der neue peruanische Präsident will linke Themen umsetzen, aber mit konservativer Grundhaltung. Auch eine neue Verfassung soll her.

Noch vor kurzem war Pedro Castillo der breiten peruanischen Bevölkerung völlig unbekannt - am Mittwochabend wurde der 51-jährige Politikneuling als Präsident des südamerikanischen Landes vereidigt werden. Zur Amtseinführung waren unter anderem König Felipe von Spanien und die Staatschefs von Argentinien, Chile, Ecuador und Kolumbien gekommen.

Castillo will als Staatschef ein ehrgeiziges linkes Programm umsetzen. In sozialen Fragen gibt er sich allerdings eher konservativ. Er versprach am 200. Unabhängigkeitstag des südamerikanischen Landes erneut eine neue Verfassung. "Wir sind eine Regierung des Volkes", sagte Castillo. "Peru wird nun von einem Bauern regiert". Wie bereits im Wahlkampf trug Castillo während seiner Antrittsrede den traditionellen Strohhut seiner Heimatregion Chota. Er erinnerte an das untergegangene Inka-Reich im heutigen Peru, die Ausbeutung der Naturschätze durch die Europäer und die Unabhängigkeit von 200 Jahren.

Kein Vertreter der Eliten

Bereits mit seinem Einzug in die Stichwahl gegen die Rechtspopulistin Keiko Fujimori nach der Abstimmung im April hatte Castillo für eine Überraschung gesorgt. Die Bestätigung seines Wahlsieges ließ dann wegen Beschwerden über angeblichen Wahlbetrug seiner politischen Gegnerin noch einmal Wochen auf sich warten.

Anders als die bisherigen peruanischen Präsidenten hat Castillo keinerlei Verbindungen zur politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes. 24 Jahre lang arbeitete er als Lehrer in einer Dorfschule, ehe er als Anführer eines mehrwöchigen Lehrerstreiks 2017 landesweit Bekanntheit erlangte.

Zu seinen Markenzeichen gehört der für seine nordperuanische Heimatregion typische weiße Hut. Zudem trägt Castillo gerne einen Poncho und reitet auf einem Pferd zu seinen Terminen.

Arbeitsplätze schaffen, Verteilungsgerechtigkeit

Im Wahlkampf war er mit einer linken Agenda auf Stimmenfang gegangen. "Keine armen Leute mehr in einem reichen Land", lautete sein Motto. Castillo will eine Million Arbeitsplätze schaffen und Steuerreformen umsetzen, um die Ungleichheit in Peru zu bekämpfen.

Zudem kündigte er Investitionen in Gesundheit, Ausbildung und Landwirtschaft an, um das Leben armer Bevölkerungsschichten zu verbessern. Im Bereich der Rohstoffförderung spricht er sich für Verstaatlichungen aus. Importe, "welche die nationale Industrie und Landwirtschaft betreffen", will er begrenzen.

Castillo sei der "erste arme Präsident Perus", sagt der Politik-Analyst Hugo Otero. Im kleinen Dorf Puña in der nördlichen Provinz Cajamarca geboren, half er bereits als Kind auf der Farm seiner Eltern mit. Zur Schule musste er mehrere Kilometer laufen. Heute besitzt Castillo selbst einen Hektar Land, auf dem er Mais und Süßkartoffeln anbaut und Hühner und Kühe hält.

Zu Castillos zentralen Wahlversprechen zählt auch die Reform der Verfassung aus der Zeit von Alberto Fujimori, die seiner Ansicht nach zu sehr auf die Interessen der Wirtschaft ausgerichtet ist. Im Wahlkampf versprach Castillo den Peruanern einen "Wandel" und "nicht nur Reformen wie andere linke Kandidaten".

Streng konservativ in sozialen Fragen

In sozialen Fragen gibt sich der gläubige Katholik, der in Reden häufig die Bibel zitiert, indes streng konservativ. Er lehnt ein allgemeines Recht auf Abtreibung ebenso vehement ab wie die gleichgeschlechtliche Ehe. Zudem will er die Todesstrafe wieder einführen.

Zu seinen umstrittensten Positionen zählt die Warnung an straffällig gewordene Einwanderer, die er binnen drei Tagen des Landes verweisen will. Dies wurde als Drohung gegen tausende Venezolaner gewertet, die wegen der Krise in ihrer Heimat geflohen sind.

Castillos Partei Peru Libre gehört zu den wenigen Parteien in Peru, die Venezuelas gestorbenen Machthaber Hugo Chávez verehren und den autoritären Regierungsstil seines Nachfolgers Nicolás Maduro verteidigen.

Castillo distanzierte sich zuletzt allerdings explizit von "Kommunismus" und "Chavismus": "Wir sind keine Chávez-Anhänger, wir sind keine Kommunisten, wir sind keine Extremisten, geschweige denn Terroristen", sagte er nach der Bestätigung seines Wahlsiegs. Er wolle stattdessen, dass Peru seinen eigenen Weg gehe.

(APA/Luis Jaime Cisneros/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Pedro Castillo
Stichwahl

Linkskandidat Pedro Castillo gewinnt Präsidentenwahl in Peru

Der Bewerber der marxistisch-leninistischen Partei Perú Libre kam auf 50,12 Prozent der Stimmen. Beobachter befürchten nun eine Kapitalflucht ausländischer Investoren.
Präsidentenwahl.

Der Mann mit Hut führt Peru in eine ungewisse Zukunft

Der bescheidene Dorfschullehrer Pedro Castillo wird wohl nächster Präsident Perus. Das Land fragt sich: Welchen Kurs steuert der Unbekannte an?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.