Salzburger Festspiele

Endspiel in Tönen für Samuel Beckett

Höchst behutsam am Werk: das großartige Klangforum unter Emilio Pomàrico.
Höchst behutsam am Werk: das großartige Klangforum unter Emilio Pomàrico.SF/Marco Borrelli
  • Drucken

Auftakt zu „Still Life – Zeit mit Feldman“ mit dem Klangforum Wien: „For Samuel Beckett“ als Feier eines glorios-zarten Aufhörens, eine Stunde lang.

„Auf dem Papier sah es nach nichts aus. Der Anfang: simpel, fast lächerlich. Nur ein Pulsieren – wie eine rostige Quetschkommode“: Wer erinnert sich noch an die bewegende Szene aus Peter Shaffers Drama „Amadeus“, wo Salieri vom Adagio aus Mozarts „Gran Partita“ erzählt, in Milos Formans Verfilmung von 1984 gespielt von F. Murray Abraham? Am letzten Wochenende war das Werk, das den misstrauischen Konkurrenten auf Bühne wie Leinwand dann geradezu „die Stimme Gottes“ aus der Musik vernehmen lässt, in einer Mozartmatinee zu erleben.

In Morton Feldmans Komposition „For Samuel Beckett“ hatte nun in der Kollegienkirche so etwas wie eine wunderliche, späte Abart der genannten Quetschkommode ihren großen Auftritt. In einem Atemrhythmus pulsiert da, eben wie bei einer sozusagen in Ehren ergrauten Ziehharmonika, ein vielstimmig-verstimmtes Röcheln. Leise und langsam scheint da jemand den alten Balg zu öffnen und zu schließen – vorsichtig, damit aus seinen Ritzen und Löchern nicht zu viel Luft ausströmt. Die Instrumentalfarben der 23 Spieler bündeln sich in veränderlichen Gruppen zu merkwürdig schiefen, in ihrem sanften Krächzen zugleich aber Aufmerksamkeit heischenden Akkorden. Unwillkürlich man dabei an den „Verein Halbe Lunge“ aus Thomas Manns „Zauberberg“, an die kecke Hermine Kleefeld mit ihrem Pneumothorax, der ihr erlaubt, willkürlich aus der Lunge zu pfeifen . . .

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.