Wachstum

Der Aufschwung kommt nicht überall gleich schnell an

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FRANCE-HEALTH-VIRUS-CULTURE-RESTAURANTSAPA/AFP/BERTRAND GUAY
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Die Konjunktur nimmt Fahrt auf, doch nicht überall. In Deutschland merken Mittelständler bereits einen Nachfragerückgang. Auch Frankreich ist noch nicht auf Vorkrisenniveau.

Die vergangenen Tage und Wochen waren geprägt von durchwegs positiven Berichten aus der Wirtschaft. Vor allem Großkonzerne präsentieren gute Zahlen. Die Exportwirtschaft hat trotz der Lieferengpässe das Vorkrisenniveau erreicht. Das gilt vor allem für Exportweltmeister Deutschland. Im Juni haben die deutschen Exporteure erstmals mehr verkauft als vor Ausbruch der Coronakrise. Trotz Engpässen bei wichtigen Materialien wie Mikrochips wuchsen die Ausfuhren bereits den 14. Monat in Folge, und zwar um überraschend starke 1,3 Prozent zum Mai. Damit lagen die Exporte kalender- und saisonbereinigt mit 1,1 Prozent erstmals wieder höher als im Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen durch die Pandemie.

Doch schon warnen Experten vor Rückschlägen in der zweiten Jahreshälfte. Die Materialknappheit sei nämlich noch nicht überwunden.
Die Industrie sitzt zwar auf prall gefüllten Auftragsbüchern. Allein im Juni legten die Bestellungen mit 4,1 Prozent zum Vormonat so kräftig zu wie seit zehn Monaten nicht. Vielfach können sie aber nicht abgearbeitet werden. Fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen geben an, dass ihnen Engpässe zu schaffen machen, wie das Ifo-Institut in seiner Firmenumfrage herausgefunden hat. „Da die Industrieproduktion noch immer stockt, ist allerdings zu befürchten, dass sich der Mangel an Vorprodukten schon bald deutlicher in den Exportzahlen niederschlagen wird“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

Mittelstand ist besorgt

Während Großkonzerne die Krise allmählich hinter sich lassen, sieht es bei den mittelständischen Betrieben nicht ganz so rosig aus. Das in der Coronakrise veränderte Konsumverhalten wird nach Einschätzung der KfW den Wandel in der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland beschleunigen. Nach einer Umfrage der staatlichen Förderbank befürchten 650.000 kleinere und mittlere Firmen (17 Prozent), dass die Nachfrage nach ihren Produkten oder Dienstleistungen dauerhaft unter dem Vorkrisenniveau bleibt. Vor allem Handelsunternehmen (20 Prozent) machen sich Sorgen, aber auch fast jedes fünfte mittelständische Industrieunternehmen (19 Prozent). „Die Coronakrise könnte als Katalysator für Veränderungen im Mittelstand in die Geschichte eingehen“, meint KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. „Für einen Teil des Mittelstands wird das geänderte Konsumverhalten zu einem nachhaltigen Nachfragerückgang führen.“

Allerdings sind die Erwartungen nicht ausschließlich negativ. Zwar rechnet insgesamt rund jeder dritte Mittelständler (31 Prozent) damit, dass das veränderte Konsumverhalten die Nachfrage auch nach der Krise beeinflussen wird. Dabei sind allerdings 14 Prozent zuversichtlich, dass ihre Angebote nach der Pandemie stärker gefragt sind als vorher.
Mittlerweile blicken auch Anleger nicht mehr ganz so optimistisch auf die Konjunktur im Euroraum. Grund dafür ist, dass die Experten zwar die Lage so gut einschätzen wie seit Oktober 2018 nicht mehr. Allerdings fiel das Barometer für die Aussichten den dritten Monat in Folge und halbierte sich etwa, wie am Montag aus der monatlichen Umfrage der Investment-Beratungsfirma Sentix unter 1070 Anlegern hervorgeht. Der Gesamtindex fiel überraschend deutlich um 7,6 auf 22,2 Zähler. „Die Wirtschaft in der Eurozone boomt, das Tempo verlangsamt sich jedoch merklich“, sagte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy und warnte: „Es wachsen Ängste, dass ab Herbst mit steigenden Infektionszahlen neue Lockdowns drohen und die Wirtschaft erneut belasten könnten.“

Frankreichs Wirtschaft lahmt

Während in Deutschland der Aufschwung an Fahrt einbüßt, ist Frankreich noch nicht auf Vor-Corona-Niveau. Im Juli war die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone um 1,0 bis 1,5 Prozent unterhalb dieses Niveaus geblieben, wie Frankreichs Notenbank mitteilte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war im zweiten Quartal um 0,9 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Für das Gesamtjahr peilt die Regierung ein Wirtschaftswachstum von sechs Prozent an.

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