Lago Maggiore

Sorgerechtsstreit um überlebenden Buben des Seilbahn-Unglücks

Seilbahnunglück am Lago Maggiore
Seilbahnunglück am Lago MaggioreImago
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Italien oder Israel? Der fünfjährige Eitan steht nach dem Seilbahn-Unglück, bei dem er den Großteil seiner Familie verloren hatte, zwischen den Sorgerechtswünschen zweier Tanten.

Um den fünfjährigen Eitan, den einzigen Überlebenden des Seilbahnunglück am Lago Maggiore im Mai in Italien, ist ein Sorgerechtsstreit zwischen seinen Tanten ausgebrochen. Nachdem er bei der Katastrophe seinen Vater, seine Mutter, seinen zweijährigen Bruder und die Großeltern verloren hat, steht Eitan nun im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen seiner Tante väterlicherseits, die in Italien lebt, und seiner Tante mütterlicherseits, die in Israel wohnt.

Das Kind wurde nach dem Seilbahnunglück mehrere Wochen lang in einem Krankenhaus in Turin behandelt. Danach wurde er von einem Jugendgericht seiner Tante väterlicher Seite anvertraut, die wie Eitans verstorbener Vater in der lombardischen Stadt Pavia lebt. Die verheiratete Tante hat selbst zwei kleine Töchter.

"Eitan wird als Geisel in Italien gehalten"

Die in Israel lebenden Angehörigen des Buben mütterlicherseits sind darüber jedoch nicht erfreut. Bei einer Pressekonferenz in Tel Aviv am Mittwoch teilte die Tante mütterlicherseits mit, ein Gerichtsverfahren eingeleitet zu haben, um das Sorgerecht für den Buben zu erhalten. "Eitan wird als Geisel in Italien gehalten. Er ist von einer Familie entführt worden, die ihn nicht kannte, die ihm vorher in keiner Weise nahe stand", sagte der Anwalt der Familie. Die israelische Familie bemühe sich jetzt um die Adoption des Kindes, damit es in Israel aufwachsen könne, "wie es sich seine Mutter so sehr gewünscht hat". "Wir sind entschlossen, ihn mit Wärme und Zuneigung zu umgeben", versicherte die in Israel lebende Tante.

"Ein Gericht in Italien hat entschieden, dass wir ihn zweimal pro Woche für jeweils zweieinhalb Stunden sehen dürfen. Eitan versteht nicht, warum wir jedes Mal nur so kurz bleiben dürfen, und wenn wir ihn verlassen, bricht er in Tränen aus. Er fragt uns, ob er etwas falsch gemacht hat. Wir müssen ihn beruhigen, so gut wir können", beklagten die israelischen Angehörigen. Die Tante väterlicherseits habe dem Kind in der Vergangenheit nicht besonders nahe gestanden. "Wir haben das Gefühl, dass uns das Kind weggenommen wurde, oder dabei ist, uns weggenommen zu werden", hieß es bei der Pressekonferenz in Tel Aviv.

Milo Hasbani, Präsident der jüdischen Gemeinde von Mailand, erklärte sich über die Stellungnahme der in Israel lebenden Angehörigen des Kindes verwundert. "Es ist traurig. Ich weiß nicht, welchen Sinnes hätte, das Kind nach Israel zu bringen, in eine andere Umgebung. Das Kind hat es gut bei seinen beiden Cousinen und einer Tante, die seit seiner Geburt bei ihm ist", sagte Hasbani.

(APA)

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