Welle illegaler Zwangsräumungen überrollt USA

FILE - In this file photo taken Aug. 8, 2010, a foreclosure sign is posted outside a home in Los Ange
FILE - In this file photo taken Aug. 8, 2010, a foreclosure sign is posted outside a home in Los Ange(c) AP (Paul Sakuma)
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Staatsanwälte von 50 US-Bundesstaaten ermitteln gegen Großbanken, die widerrechtliche Zwangsvollstreckungen gegen Hausbesitzer erwirkt haben sollen. Die Banken waren von der Menge überfordert und prüften zu wenig.

Immer mehr Institute scheinen in die Affäre um widerrechtliche Zwangsvollstreckungen gegen säumige Immobilienbesitzer verstrickt zu sein: Nach Vorwürfen gegen die Bank of America, JP Morgan und Ally Financial (Die Presse berichtete) soll auch Wells Fargo, zweitgrößter Hypothekendienstleister der USA, sogenannte "Robo-Signer" eingesetzt haben, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet. Das sind Mitarbeiter, die Zwangsvollstreckungstitel unterschreiben, ohne sie eingehend geprüft zu haben. "Im besten Falle haben die Banken fahrlässig gehandelt", sagte der Generalstaatsanwalt von Connecticut, Richard Blumenthal, "im schlechtesten Fall handelt es sich um Betrug." Gemeinsam mit seinen Kollegen aus den anderen US-Bundesstaaten will er Licht ins Dunkel bringen.

Überfordert, nicht böswillig

Wobei dieser Gesetzesverstoß gar nicht aus böser Absicht passiert sein dürfte. Vielmehr waren die Banken von der ungeheuren Flut an möglichen Zwangsvollstreckungen schlicht überfordert bzw. die zuständigen Stellen unterbesetzt. Allein im September wurden 102.134 Häuser zwangsvollstreckt - ein Rekord. Also stellten sie hastig neue Mitarbeiter ein. Bei JP Morgan wurden diese spöttisch als "Burger King Kids" bezeichnet: Mitarbeiter, quasi direkt von der Straße eingestellt, die Hypotheken überschauen sollten, aber kaum wussten, was das eigentlich ist. Die konkurrierende Citigroup heuerte eine Fremdfirma an, um ihre problematischen Hauskredite in den Griff zu bekommen - am Ende landete ein Teil der Arbeit bei Subunternehmern auf den Philippinen und der Pazifikinsel Guam.

Wer genau ist der Gläubiger?

Ein massives Problem für die Banken ist, dass sie die Kredite noch in ihren Büchern stehen haben und bei Zwangsversteigerungen zumindest einen Teil des Geldes wieder bekommen würden. Es ist aber oft ausgesprochen schwierig, den Schuldner zu identifizieren, wenn die Bank ein gebündeltes Kreditpaket (die berühmten "strukturierten Produkte") gekauft hat.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon deutete am Mittwoch vage an, dass es auch in seiner Bank zu Fehlern gekommen sein könnte. Er bestand aber darauf, dass niemand aus seinem Haus raus musste, der nicht hätte sollen. Auch der Generalstaatsanwalt von North Carolina, Roy Cooper, räumte ein, dass es durchaus berechtigte Zwangsvollstreckungen gebe. "Aber Hausbesitzer verdienen eine faire Chance, ihre Häuser wenn möglich zu retten."

(Ag. )

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