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Autozulieferer Hella geht an Faurecia

FILE PHOTO: French car parts supplier Faurecia's logo is seen during the company's investor day in Paris
FILE PHOTO: French car parts supplier Faurecia's logo is seen during the company's investor day in ParisREUTERS
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Die Gründerfamilie des deutschen Unternehmens gibt französischem Konzern den Zuschlag. Die Faurecia-Aktie schnellt zeitweise um zehn Prozent in die Höhe.

Für den Autoscheinwerfer-Spezialisten Hella endet eine Ära. Nach fast hundert Jahren im Familienbesitz wird das Unternehmen aus dem westfälischen Lippstadt für bis zu 6,8 Mrd. Euro an den französischen Autozulieferer Faurecia verkauft. Die rund 60 Mitglieder der Gründerfamilie Hueck/Röpke gaben dem Unternehmen aus Nanterre den Zuschlag für ihr Aktienpaket von 60 Prozent.

„Ihre Verantwortung für das Unternehmen gebietet es der Familie, den Staffelstab für Führung und Kontrolle früh, sicher und geordnet in neue Hände zu übergeben“, sagte Jürgen Behrend, der Vertreter der Familie im Gesellschafterausschuss.

Faurecia erklärte, man wolle mit der Übernahme von Hella „die Nummer sieben unter den globalen Autozulieferern mit einem hochmodernen Technologieportfolio schaffen, das alle Megatrends der Branche abdeckt“.
In Europa gehöre man damit zu den größten fünf Zulieferern. Bei den Faurecia-Aktionären kam die Nachricht gut an, die Aktie lag am Montagnachmittag in einem sonst schwachen Umfeld deutlich im Plus. Die Franzosen erhoffen sich von Hella besseren Zugang zu deutschen Autobauern, Hella soll bei Herstellern in China und Japan Fuß fassen, mit denen Faurecia gut im Geschäft ist. Zusammen kommen Faurecia und Hella auf 23 Mrd. Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 3,2 Mrd. Euro. Bis 2025 soll der Umsatz auf mehr als 33 Mrd. Euro steigen, bei einem Ebitda von fünf Milliarden.

Zugleich will Faurecia-Chef Patrick Koller die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor reduzieren. Zurzeit machen Komponenten für Benzin- und Diesel-Autos ein Viertel des Umsatzes aus; in vier Jahren sollen es weniger als zehn Prozent sein. „Gemeinsam werden wir einen entscheidenden Vorsprung haben, wenn es darum geht, von den strategischen Treibern der Transformation der Automobilindustrie zu profitieren“, erklärte er. Zu den 114.000 Faurecia-Mitarbeitern kommen 36.000 von Hella hinzu. Hella allein erwirtschaftete 2020/21 (per Ende Mai) ein Umsatzplus von 13 Prozent auf 6,5 Mrd. Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) erholte sich auf 510 (2019/20: 227) Mio. Euro.

Neuer Faurecia-Großaktionär

Der Zusammenschluss soll innerhalb von vier Jahren 200 Mio. Euro an Einsparungen bringen. Die Franzosen betonten, sie hielten an Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen fest. Die Familie Hueck/Röpke bekommt für ihre Anteile 3,4 Mrd. Euro in bar sowie Faurecia-Aktien im Wert von fast 600 Mio. Euro. Mit neun Prozent steigt sie damit zum größten Anteilseigner des französischen Unternehmens auf, vor den italienischen Agnellis.

Der französische Autobauer PSA Peugeot hat seine Faurecia-Anteile im Zuge der Fusion mit dem italienisch-amerikanischen Hersteller Fiat-Chrysler zu Stellantis an die Aktionäre abgegeben. Zahlreiche ehemalige Peugeot-Aktionäre sind daher jetzt auch Anteilseigner von Faurecia.

Die bisherigen Hella-Eigentümer haben zugesagt, an der 800 Mio. Euro schweren Kapitalerhöhung teilzunehmen, mit der Faurecia die Übernahme teilweise refinanzieren will.

Doch wie viele Hella-Anteilseigner außerhalb der Familie das Angebot annehmen werden, ist offen. Sie bekommen von Faurecia ebenso wie die Familie 60 Euro je Aktie und – noch vor der Übernahme – eine Dividende von 96 Cent. Die Offerte liegt zwar 33 Prozent über dem Kurs von Ende April, als das „Manager Magazin“ zum ersten Mal über die Verkaufspläne berichtet hat. Doch am Freitag schlossen die Hella-Aktien im Nebenwerteindex MDAX mit 63,18 Euro deutlich darüber.

(Reuters/red.)

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