Zablon Simintov harrt in Afghanistan aus. Er ist der einzige verbleibende Vertreter der jahrtausendealten jüdischen Gemeinde und hat alle Angebote, ihn außer Landes zu bringen, abgelehnt.
Zablon Simintov ist der letzte Jude von Afghanistan – und er will sich von den Taliban nicht vertreiben lassen. Seit zweitausend Jahren leben Juden am Hindukusch, doch seit vor 16 Jahren das zweitletzte Gemeindemitglied in Kabul starb, ist Simintov in der Synagoge der afghanischen Hauptstadt allein. „Wir stehen seit vielen Jahren in Verbindung mit ihm, wir kümmern uns um seine religiösen Bedürfnisse und versorgen ihn mit Matze für Pessach oder mit Büchern oder was er sonst so braucht“, berichtet der Vorsitzende der Vereinigung von Rabbinern in islamischen Staaten, Rabbi Mendy Chitrik, in Istanbul. „Wir haben in der vergangenen Woche auch versucht, ihn aus Afghanistan herauszuholen. Aber er hat beschlossen zu bleiben – also bleibt er dort.“
Simintov selbst ist derzeit schwer zu erreichen, aber Rabbi Chitrik hält von Istanbul aus Kontakt zu ihm. Die Türkei hatte sich erboten, Simintov aus dem Land zu holen. „Ich habe mich an die türkische Regierung gewandt, und sie hat sofort ihre Hilfe zugesagt“, sagte Chitrik der „Presse“. „Die Türkei habe ich gefragt, weil deren Botschaft in Kabul weiterhin geöffnet ist und funktioniert. Andere westliche Botschaften haben eingepackt und sind fort.“ Außerdem gab es noch einen praktischen Grund: „Die Synagoge von Kabul liegt nur vier Minuten zu Fuß von der türkischen Botschaft entfernt.“