"Donda"

Kunst, Mode, Labelkrise: Kanye Wests Album erscheint standesgemäß

Achivbild von Kanye West
Achivbild von Kanye West(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Bei der Performance zur lang verschobenen Veröffentlichung von „Donda“ wirkten auch Demna Gvasalia von Balenciaga und Wests zukünftige Ex-Frau Kim Kardashian mit.

Irgendwann 2020, 23. Juli 2021, 7. August 2021, das waren geplante Veröffentlichungstermine. Geplant und abgesagt. Mit großer Verspätung hatte Rapper Kanye West, der aktuell „Ye“ genannt werden will, dann diesen Sonntag sein zehntes, nach seiner verstorbenen Mutter „Donda“ benanntes Album doch noch veröffentlicht.

Die Platte, die bei Streamingdiensten mit 27 Tracks und einer Spielzeit von 1:48 Stunden erschien, war seit vergangenem Jahr immer wieder angekündigt worden, aber nie herausgekommen. Das erinnerte seine Fans an "Yandhi", "Turbo Grafx 16", "So help me god“ und "Calabasas is the new Abu Dhabi“ - allesamt Platten, die der 44-Jährige zwar angesagt, aber nie unter die Leute gebracht hatte. 

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„Donda“ hält länger als die Ehe

Die Wartezeit auf "Donda" wurde schlussendlich mit einer gigantischen Performance im Chicagoer Soldier-Field-Stadion belohnt. Die künstlerische Leitung hatte kein Geringerer als Demna Gvasalia, Kreativdirektor von Balenciaga, inne. Zusammen stellten West und er eine höchstpersönliche, dramatische Show auf die Beine, die des Rappers Vorliebe für Mode und Kunst einmal mehr in Szene setzte.

Auf der Bühne stand die Nachbildung des Hauses, in dem er aufwuchs. Es diente als eine Art Kapelle, vor der er sein Ehegelübde mit Kardashian nachstellte. Die Braut trug dabei den schlichten Abschlusslook von Gvasalias gefeiertem Haute-Couture-Debüt. 

Dazu muss man wissen, dass das Album nur wenige Monate nach der aufsehenerregenden Trennung des Musikers von dem Reality-TV-Star auf den Markt kommt. Die laufende Scheidung folgte auf mehrere scheinbare Zusammenbrüche Wests auf Twitter, bei denen er wirre Tweets absetzte und auch Kardashian schwere Vorwürfe machte. Im Jahr 2020 hatte West zudem seine Kandidatur für das Amt des US-Präsidenten angekündigt, dann aber nötige Fristen in einer Reihe von Bundesstaaten nicht eingehalten.

Auch nicht gut verdaulich ist wohl Marilyn Mansons Auftritt während der Performance. Der 52-Jährige gilt aufgrund mehrerer Missbrauchsvorwürfe derzeit als umstrittene Figur.

Kanye war noch nicht bereit

Wenn Kanye West ein Album auf den Markt bringt, dann ist das nie eine lineare Sache. In diesem Fall gab es mehrere Anläufe. Ende Juli hatte West "Donda" nach mehreren Absagen erstmals in Atlanta (Georgia) öffentlich abgespielt. Er ließ die Tracks in einem ausverkauften Stadion in Atlanta laufen. Im Internet kursierende Videos zeigten ihn wortlos auf dem Feld der Arena herumlaufen, manchmal ins Publikum zeigen oder auf die Knie gehen.

Die Veröffentlichung am Sonntag war online innerhalb von Minuten das bestimmende Thema. Wirklich bereit war der Künstler aber offenbar noch nicht für den Release. Am Tag nach der Show legte er sich mit seinem Label Universal Music an. Die Plattenfirma soll das Werk ohne seine Einwilligung veröffentlicht haben, schreibt er auf einem leer geräumten Instagram-Account. Außerdem soll die Nummer „Jail 2" ohne Absprache vom Album gestrichen worden sein. Irgendwie ein gelungenes Finale.

(sh/Ag)

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