Impact Economy

Wirtschaft und soziale Nachhaltigkeit, geht das?

Pressefoto des Forum Alpach.
Pressefoto des Forum Alpach.Matteo Vegetti / Alpach
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Die Unternehmer Charly Kessner und Gregor Demblin plädieren für ein ganzheitlicheres Denken, um langfristig erfolgreich und nachhaltig zu wirtschaften.

Gregor Demblin ist heute ein erfolgreicher Geschäftsmann. Dass seine Lebensgeschichte von Erfolg gekrönt sein würde, hätten viele nach seinem folgenschweren Unfall wohl nicht mehr geglaubt – vor allem nicht er selbst, wie er bei der hybrid abgehaltenen Plenumsdiskussionen beim diesjährigen Forum Alpbach zugibt. Seit einem Badeunfall auf seiner Maturareise ist Demblin querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Lange wollte er sein Schicksal nicht akzeptieren und versuchte alles, um wieder gehen zu können. „Es ist mein größter Traum eines Tages mit meinen vier Söhnen auf einen Berg zu gehen“, sagt er noch heute.

Als Demblin Jahre nach seinem Unfall sein Schicksal annahm, habe er schnell gemerkt, dass das allein nicht ausreichend war, um erfolgreich zu sein. Auch wie behinderte Menschen wahrgenommen werden, ließ ihn ratlos zurück. „Es macht einen Unterschied, ob man seinen Mitmenschen auf Augenhöhe oder auf der Höhe eines Kleinkindes begegnet“. Heute hat sich der Gründer der myAbility Social Enterprise GmbH zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit der Wirtschaft eine barrierefreie und chancengerechte Gesellschaft zu schaffen. MyAbility beschäftigt Menschen mit und ohne Behinderung und berät Partnerunternehmen in Fragen der Inklusion.

Aktuell haben wir kein Wirtschaftssystem, das sozial oder ökologisch nachhaltig ist, sagt auch Charly Kleissner, Moderator der Plenumsdiskussion in seinen einleitenden Worten. Unser Wirtschaftssystem ziele darauf ab, stetig zu wachsen – basierend auf der Annahme, dass es endlose Ressourcen gibt. Kleissner, der unter anderem mit Steve Jobs gearbeitet hat, setzt sich heute ebenfalls für nachhaltiges und ganzheitliches Wirtschaften ein. Er beschreibt „impact economy“ als Wirtschaftssystem mit einem angemessenen finanziellen Ertrag, das einen positiven Einfluss auf die großen Probleme unserer Zeit hat. Laut Kleissner fordern Soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz flexiblere Finanzierungsmodelle als jene, die aktuell zur Verfügung stehen.

„Mein Chef sagte zu mir, man darf Philanthropie und Investments nicht verwechseln. Für mich war das einfach falsch“, sagt John B. Fullerton, der zwanzig Jahre erfolgreich an der Wall Street tätig war. Das sei der Moment gewesen, in dem er wusste, dass er sein Leben und wirtschaftliches Denken verändern musste. Fullerton ist Gründer und Präsident des Capital Institute, das sich selbst als überparteiliche Non-Profit-Organisation beschreibt, die das Finanzsystem durch ihr Netzwerk in der Privatwirtschaft sowie durch die Kooperation mit Akademikern aus unterschiedlichen Disziplinen verändern möchte. Fullerton, digital zugeschalten, wünscht sich ein System, das sich biologische Ökosysteme zum Vorbild nimmt, die mit den vorhandenen Ressourcen auskommen müssen.

Messbarkeit der sozialen Nachhaltigkeit

Die große Frage, die sich hier stellt, ist die Transparenz und Nachvollziehbarkeit dieser philanthropischen Ansätze. Brigitte Mohn, digital zugeschalten und Vorstandsmitglied der Bertelsman Foundation, meint hierzu, dass es weltweite Regulierungen benötige und nicht nur EU-weite Vorgaben. Innerhalb der Europäischen Union gibt es schon jetzt Gesetze, die Unternehmen dazu verpflichten, ihre soziale Nachhaltigkeit nachzuweisen. Laut Demblin wäre das System zur CO2-Bepreisung, wie es aktuell in der EU verhandelt wird, auch auf soziale Nachhaltigkeit übertragbar. Man müsse sozialer Nachhaltigkeit im Wirtschaftssystem einen „Wert“ geben. Entsprechende Berechnungsmethoden lägen bereits auf dem Tisch. Wie genau, wurde allerdings nicht weiter ausgeführt.

Darin, dass „impact economy“ das Zukunftsmodell sein muss, waren sich alle Sprecherinnen und Sprecher einig. Wie realistisch das allerdings in naher Zukunft sein wird, bleibt abzuwarten.

Zur Autorin

Daniela Jantschy war heuer als Stipendiatin des Club Alpbach Niederösterreich beim Europäischen Forum Alpbach zu Gast.

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