Impfung

Die Zwei-G(lassen)-Gesellschaft

Hat einen „sehr konkreten Plan“: Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne).
Hat einen „sehr konkreten Plan“: Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne).APA
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Zauberformel 1G? Der Vorrang für Geimpfte soll die Zahl der Infizierten senken, die viel zu niedrige Impfrate steigern und – zumindest für Teile der Gesellschaft – das Versprechen von der Rückkehr der Normalität einlösen.

Warum kündigt der Gesundheitsminister an, dass er einen „sehr konkreten Plan“ für den Corona-Herbst habe, nur um dann genau nichts Konkretes zu sagen? Das hat vergangenen Dienstag für Kopfschütteln gesorgt. Dennoch sei der Sager kein Versehen gewesen, heißt es vonseiten der Grünen. Vielmehr habe Wolfgang Mückstein vor dem Bund-Länder-Treffen am Mittwoch den Druck erhöhen wollen. Dort müssten substanzielle Maßnahmen beschlossen werden. Und falls nicht – so die Botschaft – läge es sicher nicht am Gesundheitsressort.

Dass man derart vorbaut, hat einen Grund: Die Infektionszahlen steigen, die Temperaturen werden sinken, die Schule beginnt, doch die Maßnahmen fehlen. Das regt viele auf, die sich an den Herbst des Vorjahres erinnert fühlen. Warum dauert das alles schon wieder viel zu lang? Aus Regierungskreisen hört man mehrere Erklärungen. Zum einen hätten auch die Experten zumindest im Frühsommer noch optimistischer geklungen. Tatsächlich sagt etwa Peter Klimek, Komplexitätsforscher Complexity Science Hub Vienna: „Dass der Impffortschritt derart stehen bleibt, das war nicht vorhersehbar“. Zum anderen gibt es „politische Gründe“: eine Landtagswahl, langwierige, interne Abstimmungsdebatten (Bund/Länder, Koalition). Dazu kommt ein kommunikatives Dilemma: „Anfang des Sommers haben sich Kanzler und Gesundheitsminister mit den Öffnungen überboten. Und nun will keiner derjenige sein, der sich zuerst bewegt“, sagt Gesundheitsökonom Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS). Wobei die ÖVP – das ist kein Geheimnis – die „Bewegungsunfreudigere“ ist. Dass der Kanzler, der die Pandemie quasi für beendet erklärt hat, jetzt ihre Rückkehr verkünden muss, passt nicht so recht ins Konzept. Was übrigens mit ein Grund gewesen soll, warum sich die ÖVP lang gegen die nun geplante Wiedereinführung der Indoor-Maskenpflicht gesträubt haben soll. Denn nichts sagt deutlicher als eine Maske: Vorbei ist hier noch gar nichts.

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