Amnesty-Bericht

Die gefährliche Rückkehr nach Syrien

Aufruf an Regierungen, nicht auf die Gefangenen in Syrien zu vergessen.
Aufruf an Regierungen, nicht auf die Gefangenen in Syrien zu vergessen. REUTERS
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Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dokumentiert zahlreiche Fälle, in denen Syrer nach ihrer Heimkehr inhaftiert, gefoltert und vergewaltigt wurden.

Wer nach Syrien zurückkehrt und auf einer schwarzen Liste des Regimes steht, muss mit dem Schlimmsten rechnen. In einem neuen Bericht mit dem Titel „Du gehst deinem Tod entgegen“ dokumentiert Amnesty International 66 Fälle, in denen syrische Flüchtlinge, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind, schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt waren.

Darunter seien auch 13 Kinder. Heimkehrer seien inhaftiert, gefoltert und vergewaltigt worden. Fünf Menschen seien im Gefängnis gestorben, von 17 fehle jede Spur. Zu den Vergewaltigungsopfern zählten ein Teenager und ein fünfjähriges Mädchen.

Der Report der Menschenrechtsorganisation zeigt vermutlich nur einen kleinen Ausschnitt des Grauens. Er basiert auf 41 Interviews mit Syrern, teils Rückkehrern, Anwälten und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen. Der Beobachtungszeitraum reicht von Mitte 2017 bis zum Frühjahr 2021.

Lösegeld erpresst

Belegt sind Misshandlungen von Personen, die aus dem Libanon, Deutschland, Frankreich, der Türkei, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Syrien zurückgekehrt sind.
„Die militärischen Auseinandersetzungen mögen in zahlreichen Landesteilen nun nachgelassen haben, aber massive Menschenrechtsverletzungen sind weiterhin an der Tagesordnung“, erklärte Marie Forestier, die Flüchtlingsexpertin von Amnesty International. Allein die Tatsache, aus Syrien geflohen zu sein, genüge, um von den Behörden ins Visier genommen, des Verrats bezichtigt und unter Terrorverdacht gestellt zu werden.

Ein Motiv für die Verhaftungen dürfte jedoch auch sein, Lösegeld zu erpressen. Amnesty International hat 27 solche Fälle nachgezeichnet. Der Preis für die Freilassung von Angehörigen beträgt demnach 1000 bis 1700 Euro. Amnesty International fordert europäische Regierungen auf, niemanden direkt oder auch nur indirekt zur Rückkehr nach Syrien zu zwingen. Laut österreichischem Innenministerium sind 2019 insgesamt 85 syrische Staatsangehörige freiwillig in ihre Heimat zurückgekehrt, 2020 waren es 20, dieses Jahr bis inklusive Juli liegt die Zahl ebenfalls bei 20.

(cu)

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