Q-Anon, Anti-Vax und Corona: Die Terroranschläge vom 11. September 2001 könnte man als Ground Zero der Verschwörungstheorien bezeichnen. Immer mehr Menschen suchen heute aktiv nach solchen Thesen und integrieren sie in ihre Weltanschauung.
Tiefblauer wolkenloser Himmel. Glasklare Luft. Eine Vorahnung des herannahenden Herbstes in der Morgenfrische. Der 11. September 2001 verspricht, ein strahlend schöner Tag in New York City zu werden. Menschen fahren mit der Subway zur Arbeit, viele ins Finanzzentrum der Metropole an der Südspitze von Manhattan. Wenig später herrscht Kriegsausbruchsstimmung in der Stadt. Ich stehe auf meinem Hausdach im East Village mit Blick auf die Twin Towers und beobachte fassungslos den Einsturz des zweiten Turmes. Um mich herum schreien oder weinen alle. Gestank und Rauchentwicklung sind apokalyptisch. Kurz bevor die Telefonverbindungen zwischen den USA und Europa für den Rest des Tages zusammenbrechen, erreiche ich noch meine Eltern in Österreich: Mir geht es gut. Macht euch keine Sorgen! Zu dem Zeitpunkt ist völlig unklar, ob oder wie viele Flugzeuge noch in der Luft unterwegs sind.
Nach dem Chaos der ersten Stunden leeren sich die Straßen. Der U-Bahnverkehr, Lebensader der Stadt und normalerweise im 24-Stunden-Betrieb, ist eingestellt. Die Brooklyn Bridge und Williamsburg Bridge sind von aus Manhattan zu Fuß fliehenden Menschen verstopft. Vor den Spitälern bilden sich lange Schlangen von Blutspendern. Bis klar wird: Kaum jemand hat die Katastrophe überlebt. Es herrscht kein Bedarf an gespendetem Blut. Zwischen den Trümmerhaufen der Twin Towers steht nur eine kugelförmige, siebeneinhalb Meter hohe Skulptur aus Bronze noch aufrecht, „The Sphere“. Fast unversehrt ragt sie am Ende des Tages inmitten der Ruinen auf, ein Symbol für Widerstandsfähigkeit, Stärke und Licht in einer Zeit der Dunkelheit.