Ausstellung

Leopold Museum: Der diskrete Nervenkitzel des Stängelglases

(c) Manfred Tumberger, Bildrecht, Wien 2021
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Für diese Ausstellung wurde eine Badener Villa nahezu ausgeräumt: Die „Sammlung Schedlmayer“ umfasst neben Kunsthandwerk von Otto Prutscher bisher weniger bekannte Bilder – viele Akte, viele Bilder von Malerinnen.

Trinken als Gefahr, davor sollte man hinreichend gewarnt sein. Aber dass auch schon das Nippen an Hochprozentigerem seinen Nervenkitzel entfalten kann, dessen wird man sich erst bewusst, steht man vor den Vitrinen der neuen Sonderausstellung im Leopold Museum: Zum Zerbrechen zart ziehen sich hier die Stiele dieser bunten Wein-, Likör- oder Champagnergläser in die Höhe, optisch sogar noch in sich unterbrochen durch ein Würfelmuster aus transparenten und gefärbten Elementen – der Thrill eines Stängelglases von Otto Prutscher, das absolute Signaturstück dieses vergleichsweise weniger bekannten Vielgestalters Wiens um 1900, schwer gefragt am Kunstmarkt. 14.500 Euro hat eines im Dorotheum vor einigen Jahren schon erzielt.

Die Verlegenheit, ein solches einmal selbst ins zitternde Händchen gedrückt zu bekommen, scheint also relativ beherrschbar. Man hätte vielleicht in die Badener Villa Rothberger eingeladen werden müssen, als ihr kunstaffines Besitzerpaar noch lebte, Fritz und Hermi Schedlmayer, beide in den vergangenen zehn Jahren verstorben. Er war ein führender Unternehmer der Nuklearmedizin, sie als Privatgelehrte eine anerkannte Expertin für Prutscher, den sie erforschte, den sie sammelte, dessen Monografie sie erstellt hat. Er war ihr Lebensumfeld. 1989 hatten die Schedlmayers diese von ihm 1912 umgebaute und im Sinne eines Gesamtkunstwerks ausgestattete Villa gekauft.

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