Fotografie

Unter ihrem Kameraauge wurden aus Gören Bräute

(c) ©Susan Meiselas/Magnum Photos (Susan Meiselas)
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Sie kommt aus der US-Street-Photography, will aber mit dessen Zynismus nichts zu tun haben: Susan Meiselas - deren Retrospektive jetzt im Kunst Haus Wien anläuft - geht mit ihren Modellen, ob Teenager, ob Stripperin, soziale Beziehungen ein und lässt sie selbst zu Wort kommen.

Susan Meiselas/Magnum Photos

Das Foto wurde vom „Time Magazine“ zu den 100 einflussreichsten aller Zeiten gezählt: Es zeigt den sogenannten „Molotow Mann“, einen jungen Mann mit Che-Guevara-Kappe, der gerade im Begriff ist, eine gezündete Petrolbombe zu werfen. Eine Frau, eine junge Magnum-Fotografin, hat diesen linken sandinistischen Revolutionär 1979 in Nicaragua in dieser ikonischen Pose festgehalten. Sie sandte die Filmrollen in die Redaktion, von da aus ging dieses eine Bild um die Welt, begann, ein eigenes Nachleben zu führen, unkontrollierbar, auch nicht mehr von Meiselas selbst.

Eine ganze Wand im „Kunst Haus Wien“ hat sie dem wilden Zirkulieren ihres Fotos gewidmet, man sieht es gedruckt auf T-Shirts auftauchen, gesprayed auf Graffiti-Wänden, auf linkem wie rechtem Propagandamaterial, gleich neben Alberto Kordas ebenso ikonischem Che-Porträt. Es wäre aber nicht Susan Meiselas, wenn sie nicht dem Menschen hinter diesem „Image“ nachgespürt hätte: Auf einem kleinen Videoschirm läuft eine Interviewsequenz, die sie mit dem Abgebildeten, „Bareta“ Aráuz, später aufgenommen hat: Er umarmt seinen kleinen Sohn und sagt dabei: „Ich denke, ich bin wie mein Vater. Die Revolution liegt uns in den Genen.“

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