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Kamine und Öfen: Wie das Feuer sicher ins Wohnzimmer kommt

Ob schlicht-elegant im Wohnzimmer integriert (links) oder eher verspielt-bodenständig (rechts) – moderne Feuerstellen werden in vielen Variationen genutzt und genossen. Sichtfenster sind daher bei allen Öfen ein Must-have.
Ob schlicht-elegant im Wohnzimmer integriert (links) oder eher verspielt-bodenständig (rechts) – moderne Feuerstellen werden in vielen Variationen genutzt und genossen. Sichtfenster sind daher bei allen Öfen ein Must-have. [ Getty Images, Austroflamm ]
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Knisternde Holzscheite hinter Spezialglas: Kamin-, Pellets- oder Kachelöfen sind angesagt, vor allem auf dem Land.

Getty Images/iStockphoto

Die Vorstellung ist ja schön: ein knisterndes, Funken sprühendes Holzfeuerchen im Wohnzimmerkamin. Die Realität ist eine andere: „Offene Kamine sind völlig out. Nicht nur, weil ihre Energieeffizienz jenseits von Gut und Böse ist, sondern weil sie nicht heizen. Ihre Wärme entweicht durch den Kamin nach oben“, sagt Sebastian Köck, CEO Austroflamm.
Damit man aber nicht auf den beruhigenden, meditativen Anblick von flackerndem Feuer im Wohnzimmer verzichten muss, hat sich der Kaminofen – vulgo Schwedenofen – mit Sichtfenster durchgesetzt. Selbst Kachelöfen haben heute Sichtfenster.

Freilich müssen die Voraussetzungen für solche Öfen gegeben sein. Und das sind in erster Linie Schornsteine. Der erste Weg führt also zum Rauchfangkehrer. „Wir überprüfen, ob ein Kamin vorhanden ist und wenn ja, ob er den Anforderungen entspricht oder umgerüstet werden muss. Ist alles in Ordnung oder ordnungsgemäß umgebaut, gibt es einen Befund – und der gewünschte Ofen kann eingebaut werden“, erläutert Michael Cesnek, stellvertretender Innungsmeister der Kaminkehrer. In den meisten Gründerzeithäusern etwa in Wien ist das kein Problem: Verfügen doch alle über einen Schornstein, weil es früher keine andere Heizmöglichkeit als mit Öfen gab. Sollte kein Kamin vorhanden sein, könnte man sich mit Elektrokaminen behelfen, „aber das ist ein Randthema, eher eine optische Sache, quasi mehr eine Alibifeuerstelle als ein Wärmespender“, sagt Wolfgang Brunner, Geschäftsführer des Kaminherstellers und -händlers Brunner GmbH.

Backen im Wohnzimmer

Eines konstatieren alle: Kaminöfen boomen. „Viele Menschen sind verunsichert, was die Energiewende und den Klimawandel betrifft, und möchten sich durch einen Ofen ein wenig unabhängiger von der Außenwelt machen“, sagt Brunner. So werden immer mehr Öfen nachgefragt, die über eine Kochplatte und/oder eine Backmöglichkeit verfügen.

„Der Trend zum Kochen und Grillen in der Gesellschaft ist schon seit einigen Jahren zu bemerken und wurde durch Corona und den erzwungenen Rückzug in die eigenen vier Wände beflügelt. Das geht so weit, dass der Küchenherd in das Wohnzimmer übersiedelt, mit dem Zusatznutzen, dass auch geheizt werden kann“, sagt Brunner. Gleiches stellt auch Sebastian Köck fest: „Grundsätzlich kann man sagen, dass die Nachfrage nach Kaminöfen seit ungefähr eineinhalb Jahren explodiert. Besonders gefragt sind Öfen mit Kochplatte und Backofen.“

Im Trend: Hängekamine

Es gibt unzählige Modelle auf dem Markt, aber fast alle sind im Design ähnlich: geradlinig, schnörkellos, reduziert und funktionell, obwohl man sich natürlich seinen Ofen auch individuell von einem Hafner bauen lassen kann. Bei einigen ist das Sichtfenster eher klein gehalten, manche Kaminöfen sind auf drei Seiten mit Spezialglas bestückt, was dem Anblick eines offenen Feuers am nächsten kommt.

Aus dem skandinavischen Raum kommt der Hängekamin, der auch hierzulande immer mehr Liebhaber findet, da er einige Vorteile aufweist, auch wenn er zum Kochen und Backen ungeeignet ist. Wie schon der Name sagt, wird er unter dem Abzug in den Schornstein aufgehängt und kann auch höher im Raum positioniert werden. So wird die Verbrennungsgefahr für Kinder und Tiere minimiert.

Befeuert werden all diese Öfen mit Holz oder Pellets. Der Klassiker ist natürlich der Holzofen, bei Pellets muss einiges mehr bedacht werden. „Grundsätzlich wurde in den vergangenen Jahren sehr viel auf die Hersteller abgewälzt. Diese müssen genaue, europaweit gültige Normen einhalten und auch genau angeben, welche Art von Schornstein für ihr Produkt geeignet ist, was wir als Rauchfangkehrer überprüfen müssen. So gibt es sehr viele Pelletsöfen, für die ein Edelstahlkamin nötig ist. Das heißt, es muss in dem gemauerten Kamin zusätzlich eine Edelstahlröhre verlegt werden“, erläutert der Innungsmeister. „Der Kunde sollte, bevor er uns kontaktiert, daher schon wissen, welche Art von Kaminofen er einbauen will.“

Guter alter Kachelofen

Wie das Feuer sicher ins Wohnzimmer kommt

Ein weiteres Problem könnte eine zu geringe Raumbelüftung sein. In zu gut abgedichteten Gebäuden oder wenn eine kontrollierte Wohnraumbelüftung vorhanden ist, bekommt der Ofen oft schlicht zu wenig Luft. „Dann beginnt er zu rauchen, und es können giftige Rauchgase austreten. Dem kann man aber mit einem zweiten Entlüftungsrohr abhelfen“, weiß Cesnek die Lösung.

Auch der gute alte Kachelofen ist nach wie vor ein Thema. Sein Vorteil ist, dass er seine Hitze zwölf bis 14 Stunden hält und wohlige Wärme verbreitet, da die Strahlungswärme gleichmäßig ist und die Luftschichten nicht durcheinanderbringt. Auch der Wirkungsgrad ist sehr hoch, da Kachelöfen den Brennstoff vollständig verbrennen. Theoretisch kann man einen Kachelofen auch mit Kohle heizen, was aber in Wien zum Beispiel in Neubauten verboten ist und der Umwelt nicht guttut. Die klassische Heizmethode mit Holz ist am besten, beim Heizen mit Pellets gilt das Gleiche wie für normale Kaminöfen, das heißt, es muss gegebenenfalls der Schornstein umgebaut werden. Um auch hier nicht auf den Anblick des Feuers verzichten zu müssen, sind die neuen Modelle ebenfalls mit einem Sichtfenster ausgestattet.

Die Nachfrage nach Öfen ist größer geworden, weist aber ein Stadt-Land-Gefälle auf. „Die größte Nachfrage gibt es auf dem Land und in den Speckgürteln der Städte“, sagt Köck. Was indirekt Rauchfangkehrermeister Cesnek bestätigt, der in Wien keinen signifikant höheren Ansturm auf Befundungen konstatiert. Dennoch führt die vermehrte Nachfrage bereits zu Lieferschwierigkeiten. „Im Moment muss man mit acht bis zwölf Wochen rechnen, bis der gewünschte Ofen geliefert wird. Und dann ist er noch gar nicht eingebaut“, sagt Brunner.

  1. Als Erstes sollte man sich darüber klar werden, welche Art von Ofen man sich eigentlich zulegen möchte: Kaminofen vulgo Schwedenofen, Kachelofen, Hängeofen oder gar einen vom Hafner gemauerten Holzofen mit Herdplatte und Backrohr in der erweiterten Küche?
  2. Womit will ich heizen? Da Öl und Kohle nicht infrage kommen und Gas- und Elektro-Öfen mehr optische Effekte erzielen als Wärme bringen, bleiben eigentlich nur Holz – am besten Buche oder Eiche mit den höchsten Brennwerten – oder Pellets als Material.
  3. Nächster Schritt ist ein Termin mit dem Rauchfangkehrer, der überprüft, ob überhaupt ein Schornstein vorhanden ist, in welchem Zustand er sich befindet und ob weitere Nachrüstungen vorgenommen werden müssen.
  4. Ist alles zur Zufriedenheit des Rauchfangkehrers gelöst, gibt es einen schriftlichen Befund – und dem Einbau des gewünschten Ofens steht nichts mehr im Weg.

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