Theaterkritik

Im Burgtheater verfällt das gläserne Grinzing

(c) Marcella Ruiz Cruz
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Auf Basis von Gorki-Stücken inszeniert Simon Stone in „Komplizen“ den Verfall einer Familie. Das an Dialogen reiche, an Themen überreiche Stück lebt vor allem von großem Schauspiel.

Alle Wände sind aus Glas, alles ist durchsichtig, einsichtig und zerbrechlich, und natürlich dreht sich alles: Die Villa, die Bob Cousins für Simon Stones Stück „Komplizen“ in ein fiktives Döbling und auf die Bühne des Burgtheaters gestellt hat, mag eine ironische Übersteigerung der – in anderen Gegenden der Stadt boomenden – Panoramafenster sein, durch die die Nachbarn einander ins Wohnzimmer sehen. Vor allem aber ist sie der perfekte Raum für eine theatralische Versuchsanordnung: In dieser Glasmenagerie wird alles offen gelegt, kein Geheimnis, keine Intrige bleibt hier geheim.

Offen ist sie auch in sozialer Hinsicht, und das ist wirklich eine Theaterfiktion: Anders als im realen Reichenbezirk gehen hier nicht nur die Partyfreunde der Familie ständig aus und ein, sondern auch ihre Handwerker und sogar die Arbeiter aus der Fabrik. Alles ist, alle sind auf einer Ebene, das Prinzip sozialer Trennung in Stockwerke, wie bei Nestroy oder in den TV-Serien „Das Haus am Eaton Place“ oder „Downton Abbey“, ist aufgehoben.

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