Wien

"Campus der Religionen" wird erst ab 2023 gebaut

Die Presse
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Das interreligiöse Zentrum wird in der Seestadt Aspern gebaut. Ehemals war die Eröffnung für 2022 angedacht, nun sollen die Bauarbeiten erst Mitte 2023 beginnen - unter anderem wegen „sakralen Ansprüchen“.

In der Seestadt Aspern soll ein Begegnungsort für Religionsgemeinschaften entstehen. Die Siegerprojekte des städtebaulichen Wettbewerbs sind ab Mittwoch im Wiener Ringturm zu sehen. "Religionsgemeinschaften haben eine Sozialisationsfunktion, die ein Kaffeehaus nicht erfüllen kann", sagte Harald Gnilsen, Vorsitzender des Vereins Campus der Religionen beim heutigen Pressegespräch. Ehemals war die Eröffnung für 2022 angedacht, nun sollen die Bauarbeiten erst Mitte 2023 beginnen.

"Mir ist lieber, es dauert ein bisschen länger und wird freundschaftlich gelöst. Zeitlichen Druck auszuüben ist, denke ich, nicht gut", sagte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Das interreligiöse Zentrum sei schließlich ein Friedensprojekt. Ludwig erklärte, die Finanzierung der einzelnen Bauobjekte des Campus liege bei den einzelnen Religionsgemeinschaften und verwies auf die Komplexität des gesamten Vorhabens: "Die Verbindung von sakralem Anspruch und Begegnungsstätte ist nicht immer leicht zu lösen."

Die Idee, einen "Platz für alle Religionsgemeinschaften zu suchen", geht auf 2007 zurück und wurde bereits im Jahr 2010 konkret, schilderte Gnilsen, der auch Baudirektor der Erzdiözese Wien ist. Nun scheint man endlich in die Zielgerade einzubiegen. Der Begriff "Campus" soll verdeutlichen, dass alle Religionsgemeinschaften gleichwertig und gleichrangig sind, unabhängig von ihrer zahlenmäßigen Vertretung in Wien. Im Jahr 2019 haben sich die Vertreter und Vertreterinnen von acht Religionsgemeinschaften für die Umsetzung des Projekts zu einem Verein zusammengeschlossen: die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft, die Römisch-Katholische Kirche, die Evangelische Kirche A.B., die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, die Neuapostolische Kirche Österreich, die Sikh Religionsgemeinschaft Österreich, die Griechisch-orientalische Metropolis von Austria und die Israelitische Kultusgemeinde Wien. Das Prinzip des Miteinanders wird hochgehalten, gleichzeitig sollen aber die "eigenständigen Identitäten unangetastet bleiben".

Pergola, die verbindet

Der Siegerentwurf für den "Campus der Religionen" stammt vom Wiener Architekturbüro Burtscher-Durig und sieht auf einem Grundstück von knapp 10.000 Quadratmetern vor, dass neben den jeweiligen acht Sakralbauten auch der neue Standort der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems Platz findet. Wichtig war der Architektin Marianne Durig, dass es "kein abgeschlossenes Areal" sei, um die Idee der Offenheit zu unterstreichen. Zwischen den Religionsgemeinschaften habe der Konsens bestanden, dass nicht auf religiöse Symbolik zurückgegriffen werden solle, hieß es. So werden die Sakralbauten in der Ausstellung als "in ihrer plastischen Ausformung neutral" beschrieben. "Das verbindende Element ist eine zarte Pergola-Konstruktion, die die Sakralbauten zusammenhält", sagte Durig beim Pressegespräch.

Auch jene Projekte, die im Architekturwettbewerb den zweiten und dritten Platz belegt haben, sind in der Ausstellung zu sehen, sowie die drei Entwürfe, die von der Jury aus 42 internationalen Einreichungen für Anerkennungspreise ausgewählt wurden.

(S E R V I C E - Ausstellung "Campus der Religionen" im Ringturm, Wien 1, Schottenring 30. 29. September bis 5. November, Mo-Fr, 9-18 Uhr, freier Eintritt. www.campus-der-religionen.at/)

(APA)

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