ORF: Duell Oberhauser gegen Wrabetz

Duell Oberhauser gegen Wrabetz
Duell Oberhauser gegen Wrabetz(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Die Bestellung von Fritz Dittlbacher spaltet die ORF-Führung weiter. Die Reaktionen lassen den Schluss zu, dass der ORF-Wahlkampf längst läuft.

Elmar Oberhauser denkt über seinen Rücktritt nach. Er wolle eine derartige Entscheidung aber „nicht in einer emotional belasteten Situation“ treffen, ließ der Informationsdirektor des ORF seine Mitarbeiter per internem Mail wissen. Warum will er das Handtuch werfen? Ihm passt nicht, dass ORF-General Alexander Wrabetz Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur gemacht hat – und nicht den von ihm favorisierten Armin Wolf. Schon bei der Leitung der TV-Magazine hatte sich Oberhauser quergelegt – gegen die als ÖVP-Wunsch kolportierte Lisa Totzauer.

In seinem Mail kritisiert Oberhauser, dass er „einem Diktat zu gehorchen“ habe: „Ich muss eingestehen, dass ich offensichtlich nicht mehr in der Lage bin, völlig unzulässige Einmischungen – in diesem Fall von der SPÖ – zu verhindern.“ Er schätze Dittlbacher, der „ohne sein Zutun in die Mühlen der Parteipolitik geraten ist“. Schon in der Causa Totzauer hatte Oberhauser erklärt, dass es ihm nicht um die Person gehe: „Mir geht es ausschließlich um die Frage, wer die Personalpolitik in diesem Haus bestimmt. Machen das die vom Stiftungsrat gewählten Mitglieder der Geschäftsführung, oder machen das die politischen Parteien?“ Dass die Personalentscheidung für Dittlbacher längst beschlossene Sache war, zeigt sich auch daran, dass sich kein Gegenkandidat fand, dem man Nähe zur bürgerlichen Reichshälfte nachsagen könnte.


Ein Rücktritt Oberhausers wäre ein Paukenschlag zum Auftakt des ORF-Wahljahres. Nächsten Sommer wird ein ORF-Generaldirektor gewählt. Wrabetz hat sich mit Dittlbacher der SPÖ einmal mehr als geeigneter Kandidat empfohlen. Auch wenn Radiodirektor Karl Amon als Gegenkandidat innerhalb der SP gehandelt wird – Wrabetz hat bewiesen, dass er zu kämpfen bereit ist. Das sind freilich auch andere. Oberhauser zum Beispiel, der durch nichts den Verdacht nährt, er wolle sich demnächst in den Ruhestand zurückziehen. Er hat sich nun deutlich als Opposition zu Wrabetz positioniert – und sich mit seinem Protest gegen politische Postenbesetzungen als Verfechter der Unabhängigkeit des ORF empfohlen. Und dass die Bürgerlichen die ORF-Führung kampflos der SPÖ überlassen, damit ist wohl auch nicht zu rechnen.

E-Mails an: isabella.wallnoefer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2010)

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