Louis Freiherr von Rothschild erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg nur einen kleinen Teil seines Eigentums zurück. Er starb 1955 auf Jamaika.
Geschichte

Wer ist Stefan Zweigs Dr. B?

Die eben neu verfilmte „Schachnovelle“ steckt voller Geheimnisse. Aber zumindest auf die Frage, welche reale Person hinter dem Protagonisten steht, gibt es eine plausible Antwort.

Stefan Zweig nennt den Protagonisten in seiner Schachnovelle, der mehr als ein Jahr lang von der Gestapo im Wiener Hotel Métropole, dem Gestapo-Hauptquartier, festgehalten wird, bis er endlich freikommt und nach Südamerika ausreisen kann, nur Dr. B. Regisseur Philipp Stölzl hat für die Neuverfilmung nach einem Drehbuch von Edgar Grigorian daraus einen Dr. Bartok gemacht. Das täuscht darüber hinweg, dass Zweig den Namen bewusst anonymisiert, aber gerade damit eine ganz bestimmte Person gemeint hat. Auch wenn der Autor jede konkrete Angabe vermeidet und kein Literaturwissenschaftler bislang darauf hingewiesen hat, so gibt es doch keine andere Person, auf die Zweigs Dr. B. eher zutreffen könnte als Louis Rothschild, den Chef des Wiener Bankhauses und trotz aller Turbulenzen immer noch reichsten Mann des damaligen Österreich. „Er stellte sich mit einem Namen vor, der mir sofort vertraut war als der einer hochangesehenen altösterreichischen Familie“, erfährt man gleich in den ersten Seiten der Novelle.

Stefan Zweig hat sogar eine versteckte Spur gelegt, indem er in einem kurzen Nebensatz Louis Rothschild erwähnt: „Sie erinnern sich vielleicht, dass unser Kanzler und anderseits der Baron Rothschild, dessen Verwandten sie Millionen abzunötigen hofften, keineswegs hinter Stacheldraht in ein Gefangenenlager gesetzt wurden, sondern unter scheinbarer Bevorzugung in ein Hotel, das Hotel Métropole, das zugleich Hauptquartier der Gestapo war, überführt, wo jeder ein abgesondertes Zimmer erhielt.“

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