Details: Der Kern-Inhalt der Geheimdokumente

Family members of Ayad Karim visit his grave in the Shiite holy city of Najaf, Iraq, Saturday, Oct. 2
Family members of Ayad Karim visit his grave in the Shiite holy city of Najaf, Iraq, Saturday, Oct. 2(c) A P (Alaa Al-marjani)
  • Drucken

Insgesamt wurden fast 400.000 Geheimpapiere ins Internet gestellt.

Die Plattform WikiLeaks hat am Freitag fast 400.000 Geheimdokumente zum Irak-Krieg ins Internet gestellt - die umfangreichste Enthüllung dieser Art in der US-Militärgeschichte.

Nach Durchsicht der Unterlagen und Medienberichten zufolge geht es darin im Kern um Folgendes:

MISSBRAUCH VON GEFANGENEN

In irakischen Gefängnissen soll es zu schweren Misshandlungen - bis hin zu Vergewaltigungen und Mord - durch einheimische Polizisten und Soldaten gekommen sein, denen die USA nicht nachgegangen sein sollen. Die Übergriffe in den irakischen Gefängnissen stellen Medienberichten zufolge Misshandlungen in US-Haftanstalten weit in den Schatten.

GETÖTETE ZIVILISTEN

WikiLeaks zufolge werden in den US-Dokumenten mehr als 109.000 Todesfälle protokolliert - darunter über 66.000 Zivilisten. Die übrigen Todesopfer werden klassifiziert als Aufständische (knapp 24.000), irakische Regierungstruppen (rund 15.000) und 3.771 Soldaten der US-geführten Truppen.

DER EINFLUSS DES IRAN

Aus Berichten der Militärgeheimdienste geht hervor, dass die USA - wie bereits bekannt - iranische Agenten hinter der Ausbildung, Bewaffnung und Führung irakischer Aufständischer vermuten.

BLACKWATER

Berichten britischer Journalisten zufolge belegen die WikiLeaks-Dokumente neue Fälle, in denen Mitarbeiter der einst als Blackwater bekannten Sicherheitsfirma Zivilisten getötet haben sollen.

"Sie werfen ihn zu Boden, schlagen ihn, erschießen ihn"

Die veröffentlichten Feldberichte enthalten zahlreiche Schilderungen brutaler Übergriffe irakischer Sicherheitskräfte. Einige Auszüge dokumentiert:

  • Vom 27. August 2009 über einen "verdächtigen Vorfall" (ein irakischer Gefangener beging angeblich Selbstmord): "Das (...) Personal, das die Post-Mortem-Untersuchung durchführte, fand Quetschungen und Verbrennungen am Körper des Gefangenen, ebenso wie sichtbare Verletzungen an Kopf, Arm, Oberkörper, Beinen und Hals. (...) Die Verletzungen stimmen mit solchen bei Missbrauch überein."
  • Vom 14. Dezember 2009 über eine "Exekution durch irakische Soldaten": "HTC 702 erhielt ein Video von einer ihrer Quellen. Das Video zeigt Aufnahmen von Soldaten der irakischen Armee (IA), die einen Gefangenen hinrichten. Die Aufnahmen zeigen, dass etwa zwölf IA-Soldaten beteiligt sind. Zehn IA-Soldaten reden miteinander, während zwei andere Soldaten den Häftling festhalten. Der Gefangene hat gefesselte Hände. (...) Die Aufnahmen zeigen, wie die IA-Soldaten den Gefangenen auf die Straße führen, ihn zu Boden werfen, ihn schlagen und erschießen. Der Gefangene konnte nicht identifiziert werden."
  • Vom 3. Dezember 2008 über einen "verdächtigen Vorfall" (ein Lokalpolitiker starb angeblich im irakischen Polizeigewahrsam an Nierenversagen): "Es gab Hinweise auf eine unbekannte Art von operativem Eingriff am Unterleib Bashirs. Der Schnitt wurde mit 3-4 Stichen genäht. Es lagen zudem Blutergüsse an Gesicht, Brust, Fußgelenk und Rücken vor."
  • Vom 22. Februar 2007 über einen Kampfeinsatz eines US-Hubschraubers nach einem Mörserangriff: "1x Einsatz der 30-Millimeter-Kanone, 2x Anti-Irakische Kräfte im Einsatz getötet, 1x Mörser-System zerstört, 1x Bongo-Lastwagen zerstört mit vielen sekundären Explosionen, 1x Müllwagen zerstört, 1x Hütte zerstört."
  • Vom 14. Juni 2005 über einen Vorfall an einem Kontrollposten: "Als das Fahrzeug nach all den Warnschüssen nicht stoppte, schossen die Marines auf den Fahrer, um das Fahrzeug zu stoppen. Das Fahrzeug wurde direkt vor den orangenen Kegeln gestoppt. In dem Fahrzeug befanden sich insgesamt elf Zivilisten. Der Beschuss führte zum Tod von sieben Zivilisten (zwei davon Kinder) und zwei verletzten Zivilisten. Die große Zahl getöteter Zivilisten rührte daher, dass die Familie ihre Kinder auf den Fahrzeugboden gelegt hatte. Die Schüsse auf den Kühler durchschlugen offenbar den unteren Teil des Fahrzeugs und führten zu der großen Zahl Toter."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wikileaks founder Julian Assange speaks during a news conference about the internet release of secret
Außenpolitik

WikiLeaks-Gründer Assange: Angst vor US-Verhaftung

Der gebürtige Australier fürchtet eine Festnahme durch die USA. Diese sind über Aufdeckungen von Folter und Fehlverhalten im Irak erzürnt. Assange reist mit Leibwächtern und hält seinen Aufenthalt geheim.
Außenpolitik

WikiLeaks: Internet-Sprengstoff für führungslosen Irak

Viele Iraker sehen in den Geheimdokumenten einen späten Beweis für die Vergehen des US-Militärs. Zugleich gerät der bisherige Premier al-Maliki wegen mutmaßlicher Folterverwicklungen unter Druck.
Hillary Rodham Clinton
Außenpolitik

WikiLeaks-Memos: Clinton sieht Gefahr für nationale Sicherheit

Neue Erkenntnisse: Sicherheitsfirmen verschlimmerten Kriegschaos im Irak. Ihre Fehlhandlungen blieben meist ohne Folgen.
BRITAIN WIKILEAKS ANNOUNCEMENT
Außenpolitik

USA wollen Wikileaks-Chef Assange vor Gericht bringen

Eine Anklage des Wikileaks-Gründers Julian Assange nach dem Spionage-Gesetz sei möglich behauptet ein Experte der CIA. Allerdings müssten die USA Assange erst zu fassen kriegen.
Ein Archivbild aus dem Jahr 2008: Ein US-Soldat und ein irakischer Armee-Angehöriger mit einem Gefangenen.
Außenpolitik

WikiLeaks: Die geheimen irakischen Kriegstagebücher

US-Militärprotokolle, die im Internet veröffentlicht wurden, geben Einblick in die Brutalität des Krieges. Irakische Verbündete der USA folterten und mordeten in einem Ausmaß, das bisher nicht bekannt war.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.