Die (Halb)geschwister Fini, Katharina, Leonore, Theodora und Pauli.
Patchwork

Wenn Familien sich neu erfinden

Das Leben in einer Patchworkfamilie erfordert von allen Beteiligten viel Flexibilität und Geduld. Im Zentrum muss stets das Wohl der Kinder stehen. Konfliktpotenzial aber gibt es in konventionellen Vater-Mutter-Kind-Familien genauso.

Die Hausaufgaben müssen warten, wenn Lukas das Wochenende bei seinem Vater verbringt. Die beiden kleinen Halbschwestern des 15-Jährigen wollen dann mit ihm spielen, singen, balgen. Das ist schön. Aber auch sehr anstrengend. Und für den Vater und dessen neue Frau eine große Entlastung, weil sie dann auch einmal Zeit zu zweit haben. Manchmal klinkt sich Lukas aus dem Familienalltag aus, bei Kindergeburtstagsfesten etwa oder einem Museumsbesuch. Meistens aber nimmt er am gemeinsamen Programm teil – denn die Zeit mit den beiden Mädchen ist ihm wichtig. Auch mit seiner Stiefmutter versteht er sich gut, wenngleich das Verhältnis nicht übermäßig innig ist. Die Eltern trennten sich, als Lukas gerade 18 Monate alt war. Sie vereinbarten von Beginn an geteiltes Sorgerecht.

Solang der Teenager denken kann, war da auch die neue Frau an der Seite seines Vaters. Und jetzt eben die beiden Mädchen, drei und fünf Jahre alt. Auch seine Mutter ist wieder liiert. Der Vorteil am Patchworken ist aus seiner Sicht, dass es mehrere Personen gibt, an die er sich mit Fragen und Problemen wenden kann. Und dass es immer eine räumliche Ausweichmöglichkeit gibt, sollte es mit einem Elternteil einmal Streit geben. Das Pendeln zwischen zwei Wohnorten ist für ihn völlig normal, weil es eben immer schon so war. Trotzdem beneidet er seine beiden Halbschwestern manchmal um die intakte Kernfamilie – dieses eine geborgene Zuhause, das sie haben.

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Eva-Maria Schmidt ist Soziologin am Institut für Familienforschung.
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