Lokalkritik

Chef's Table: „Ludwig van“

Ludwig van
Ludwig van(c) Peter Rinnerthaler
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Das „Ludwig van“ hat einen neuen Küchenchef und feiert 5. Geburtstag.

Es handelt sich um ein kulinarisches Kleinod und Faszinosum zugleich: Wer das alte urige „Ludwig van“ betritt und in dem dunklen Wirtshaus mit seiner Holzvertäfelung steht, wähnt sich in einer potenziellen Filmkulisse oder Touristenfalle. „Grindbeisl“ nannte es ein Kritikerkollege böse, ich nenne es lieber gemütlich und denkmalgeschützt.

Ausgerechnet hier findet sich jedenfalls eine der spannenderen Küchen der Stadt. Allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz lässt sich Betreiber Oliver Jauk nicht beirren und hat nun schon fünf Jahre lang bewiesen, dass höchste Qualität und gemütliches Wirtshaus-Feeling kein Widerspruch sind. Jauk hat nun wieder einen neuen Küchenchef: Andreas Spindler hat schon auf vielen Stationen gekocht und gelernt, unter anderem bei Christian Petz im Coburg oder bei Joachim Gradwohl im Meinl am Graben. (An dieser Stelle bitte ein paar Gedenkmomente an das altehrwürdige Restaurant mit seinem Grabenblick und den orangen Polstern. Jetzt lesen Sie bitte weiter.) Spindler startet mit einer pochierten Auster, die mit Avocado, Apfel und Schalotte einen schön frischen Einstieg liefert.

Die noch rohe, leicht geflämmte Alpengarnele (aus Hall in Tirol) mit Papaya, Paradeiser und Zitronenmelisse gerät zu einer guten Kombination. Wirklich wuchtig schmeckt dann der mit Milz-Ragout gefüllte Ravioli, der im Schmorsaft und Estragon serviert wird. Ja, hier werden die Innereien hochgehalten und entsprechend zubereitet. Enorme Fleischqualität beweist dann das Rare-Flank Steak vom XO-Beef. Ich hatte schon länger kein so gutes Steak unter dem Messer. Das Sauwald-Lamm kommt aus Oberösterreich und hier außen kross angebraten auf den Teller.

Das Toffee am Schluss wird von Popcorncreme, karamellisiertem Popcorn und Maiseis begleitet, Letzteres schmeckt wirklich so. Nur falls irgendwer einmal eine Alternative für das Kino braucht. Trotz des Namens von Ludwig van Beethoven wird übrigens keine Musik gespielt, was in Restaurants ohnehin verboten werden sollte.

Ludwig van: Laimgrubengasse 22, 1060 Wien, ✆ 0676/55 14 14 3, Montag bis Freitag 11.30–14.30, 18–00 Uhr, www.ludwigvan.wien

www.diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2021)

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