Äthiopien

Friedensnobelpreisträger Abiy ruft Bevölkerung zu Gewalt auf

Äthiopiens Premier Abiy Ahmed
Äthiopiens Premier Abiy AhmedAPA/AFP/AMANUEL SILESHI
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Der Ministerpräsident fordert Widerstand gegen die Rebellen aus der Region Tigray. Dort erlitt die Regierung zuletzt Niederlagen.

Addis Abeba. Im sich verschärfenden Konflikt um die nördliche Region Tigray hat Äthiopiens Premier die Bevölkerung aufgefordert, die Waffen gegen die Rebellen zu erheben. Es sei die Verpflichtung der Bürger, die Truppen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) zu „stoppen, zu vernichten und zu begraben“, schrieb Abiy Ahmed Berichten von BBC und ARD zufolge auf Facebook. Die Regierung erhebt schwere Vorwürfe: Die TPLF habe mehr als 100 Jugendliche in der Stadt Kombolcha hingerichtet, gab die Pressestelle bekannt, ohne Details zu nennen. Unklar blieb etwa, ob es sich bei den Getöteten um Kämpfer oder Zivilisten handelte. Die TPLF äußerte sich zunächst nicht.

Der Konflikt um die Kontrolle der Region Tigray spitzt sich immer mehr zu. In der Hauptstadt Addis Abeba nahmen Sicherheitskräfte am Montag zahlreiche Menschen aus Tigray fest. Am Wochenende hatte ein regierungsnaher Journalist bei Facebook dazu aufgerufen, Menschen aus Tigray in „Konzentrationslager“ zu sperren.

In den vergangenen Tagen musste die Zentralregierung in Addis Abeba, die seit rund einem Jahr eine Militäroffensive gegen die TPLF führt, mehrere Niederlagen hinnehmen. Rebellenangaben zufolge soll nun auch die Stadt Kombolcha in der Region Amhara unter ihrer Kontrolle stehen. Zuvor hatte sich das Militär aus der Nachbarstadt Dessie zurückziehen müssen. Die Einnahme der beiden Städte gibt den Rebellen Zugang zu einer der wichtigsten Autobahnen in die Hauptstadt Addis Abeba.

US-Aufforderung zur Waffenruhe

Ein Sprecher der mit der TPLF verbündeten Oromo Liberation Army sprach auf Twitter von der Übernahme zweier weiterer Städte, Kamise und Sanbate, die an der gleichen Autobahn liegen. Aufgrund einer Internet- und Telefonsperre in den umkämpften Regionen konnten die Rebellenangaben nicht unabhängig überprüft werden. US-Außenminister Antony Blinken rief alle Seiten dazu auf, militärische Aktionen zu beenden. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2021)

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