A-Tec: Banken fordern Kovats' Abgang

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Die Kreditinstitute wollen die Kreditlinie für die AE&E nur unter bestimmten Bedingungen verlängern. Sie fordern, dass sich Kovats zurückzieht. Das Ansinnen der Banken dürfte ein heftiges Kräftemessen auslösen.

Wien. Eine Woche nachdem der börsenotierte Mischkonzern A-Tec Insolvenz anmelden musste, ist der Poker mit den Banken um die Rettung des 12.000-Mitarbeiter-Konzerns voll entbrannt. Wobei es nicht nur um einen 70-prozentigen Verzicht bei drei Anleihengläubigern geht, die dem Konzern rund 300 Mio. Euro geliehen haben.

Viel dringlicher ist die Verlängerung einer Kreditlinie über 800 Mio. Euro für die Anlagenbau-Sparte AE&E. Da sind großteils ausländische Institute wie Commerzbank, KBC und Royal Bank of Scotland engagiert. Ohne rasche Lösung droht die AE&E, die durch zwei Kraftwerksprojekte in Australien mit 120 Mio. Euro belastet ist, in die Pleite zu schlittern.

„Das ist das Worst-Case-Szenario, dessen Folgen nicht abschätzbar sind“, sagte der Insolvenzexperte des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV), Hans-Georg Kantner, vor der ersten Gläubigerausschuss-Sitzung am Donnerstag zur „Presse“. Bisher habe es eine solche Situation in dem neuen Sanierungsverfahren ja noch nicht gegeben. Im Fall einer AE&E-Pleite würde ein Großteil der Haftungen der A-Tec für Töchter im Volumen von 300 Mio. Euro schlagend. Damit würden sich die Verbindlichkeiten der A-Tec, die laut vorläufigem Status 370 Mio. Euro betragen, schlagartig um zumindest 100 Mio. Euro erhöhen. Im Gläubigerausschuss signalisierten die Banken Bereitschaft, die Kreditlinie für die AE&E zu verlängern – wenn die A-Tec selbst Liquidität einschießt. Ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag wurde in Aussicht gestellt.

Entsetzen und Verärgerung

Die Ausgangslage in den Verhandlungen ist für A-Tec-Boss Mirko Kovats allerdings alles andere denn gut. Da der Industrielle weder die Banken noch den Aufsichtsrat noch die Vorstände der Spartengesellschaften – und auch nicht die Mitarbeiter – über die prekäre Situation informiert hat, schwankt die Stimmung zwischen Entsetzen und Verärgerung.

Bei den in- und ausländischen Kreditinstituten, die sich offiziell bedeckt zeigen, zeichnet sich eine gemeinsame Linie ab: Sie knüpfen an weitere Finanzhilfen die Forderung, dass sich Kovats zurückzieht. Einer A-Tec, bei der Kovats weiterhin allein regiert, schenken die Institute wenig Vertrauen, hieß es aus involvierten Bankerkreisen.

Zumal ein erster tieferer Blick in die Bücher Erstaunliches zutage brachte, wie KSV-Experte Kantner berichtet. Es sei zwar üblich, dass Unternehmen im Insolvenzfall Bewertungen für Beteiligungen absenken, „aber der Umfang bei der A-Tec ist auffällig“. So wurden in der im Zuge der Insolvenz vorgelegten Neun-Monats-Bilanz 2010 (per Ende September) die Anteile an verbundenen Unternehmen von 684 um 565 auf 119 Mio. Euro „umgewertet“. Kantner verweist zudem darauf, dass Zinsvorteile als Aktiva ausgewiesen worden seien – ein Vorgang, der ihm bisher noch nie untergekommen sei.

Das Ansinnen der Banken dürfte jedenfalls ein heftiges Kräftemessen auslösen. Denn Kovats hat die A-Tec allein gegründet und allein groß gemacht – übrigens mit dem Einstieg beim damals insolventen Maschinenbauer Emco vor 13 Jahren. Der Selfmademan, der die Zügel bei der A-Tec selbst fest in der Hand hält, würde einen Rückschritt in die zweite Reihe als Niederlage empfinden.

Kovats hat nun am Donnerstag über Firmen-Anwalt Norbert Abel angekündigt, 25,1 Prozent der A-Tec-Aktien aus seinem Besitz einem Treuhänder zur Verfügung zu stellen. „Das ist ein positives Signal, dass er bereit ist, Macht abzugeben“, sagte Kantner.

Betriebsräte machen mobil

Inzwischen machen auch die Betriebsräte der österreichischen A-Tec-Firmen mobil. Sie wollen bei einem Treffen am Dienstag einen Schulterschluss vereinbaren, „damit man uns nicht gegenseitig ausspielen kann“, sagt ATB-Betriebsratschef Michael Leitner zur „Presse“. Es gehe aber auch um Informationsbeschaffung, denn schließlich habe man von der Insolvenz aus dem Radio erfahren, hält Leitner mit seinem Ärger nicht zurück. Die Belegschaftsvertreter wollen in das Sanierungskonzept eingebunden werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2010)

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