Der insolvente Konzern ringt mit den Banken um neue Kredite. Sollten diese nicht gewährt werden, so würde die angestrebte Sanierung der A-Tec höchstwahrscheinlich scheitern.
[Wien]Das Ergebnis des Bankengipfels war nach fünf Stunden heftigem Ringen dürftig. Das Überleben der AE&E, der größten Sparte des insolventen Mischkonzerns A-Tec, hängt an einem seidenen Faden. Offiziell hört sich das so an: „Die Stellungnahmen der Banken unterstützen die bisherige Hoffnung, kurzfristig zu einem positiven Abschluss zu kommen, der AE&E weiterhin Garantielinien sowie notwendige Liquidität zur Verfügung zu stellen.“ Konkret braucht die schwer angeschlagene Anlagenbau-Gruppe, die 5000 Mitarbeiter beschäftigt, 150 Mio. Euro, um die kommenden zwölf Monate weiterarbeiten zu können.
Das Geld muss sofort fließen, denn als die A-Tec am 20.Oktober Insolvenz anmeldete, hat das von ausländischen Banken geführte Konsortium (unter anderem mit Commerzbank, KBC, Raiffeisen und Erste Bank) der AE&E Kreditlinien über 800 Mio. Euro eingefroren. „Mit jedem Tag, der ohne Ergebnis verstreicht, wird die Lage prekärer“, sagt der Insolvenzexperte des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV), Hans-Georg Kantner. Ob die AE&E, die durch zwei Kraftwerksprojekte in Australien mit rund 120 Mio. Euro belastet ist, überhaupt die November-Gehälter zahlen kann, steht nicht fest.
Die Folgen eines Scheiterns der Gespräche wären fatal. Denn blieben die Banken hart, würde nicht nur die AE&E mit rund einer Mrd. Euro Verbindlichkeiten (darin sind die 800 Mio. Euro Kreditlinie enthalten) in den Konkurs schlittern. Die angestrebte Sanierung der A-Tec, deren Verbindlichkeiten auf 677 Mio. Euro geschätzt werden, würde damit höchstwahrscheinlich scheitern.
Banken planen Gegenvorschlag
Die „Geier“ lauern jedenfalls schon. Wie „Die Presse“ in Erfahrung bringen konnte, soll ein britischer Investmentfonds das Geschehen um die A-Tec mit größter Aufmerksamkeit verfolgen. Er soll bereits sein Interesse an der AE&E deponiert haben.
Obwohl sich die Teilnehmer an der Verhandlungsrunde sehr bedeckt hielten, ist am Freitagabend durchgesickert, dass sich vor allem die ausländischen Institute mit der Commerzbank an der Spitze hart zeigen. Ihnen ist offenbar der von A-Tec-Boss Mirko Kovats in Aussicht gestellte Beitrag zu wenig. Kovats hat angeboten, 25,1Prozent der von ihm gehaltenen Aktien an die Banken zu verpfänden. Außerdem soll die Dividende der Montanwerke Brixlegg von zwölf Mio. Euro direkt in die AE&E fließen. Die Institute wollen daher bei der nächsten Verhandlungsrunde von Montag auf Dienstag einen Gegenvorschlag vorlegen, berichtete Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform der „Presse“.
Die Zeit ist knapp: Am Dienstag tagt wieder der Gläubigerausschuss der A-Tec, am Freitag findet die erste Gerichts-Tagsatzung und danach ein Treffen der Anleihegläubiger statt. Da sollte zumindest ein Ansatz eines Sanierungs- und Finanzierungsplans für den Gesamtkonzern vorliegen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2010)