Vanessa Herzog hat den Eisschnelllauf in Österreich in neue Höhen geführt. Der Weg zur Olympiamedaille wird nun zum Grenzgang mit dem eigenen Körper. Einen Perspektivenwechsel durchlief auch Gabriel Odor.
Für manches gibt es keinen guten Zeitpunkt, wohl aber einen schlechten. Ein Bandscheibenvorfall als Eisschnellläuferin genau vor der Olympiasaison ist so ein Fall. Vanessa Herzog stand Mitte Juli gerade beim Check-in, um zur Inlineskate-WM nach Portugal zu fliegen, als die Schmerzen im Rücken nicht mehr auszuhalten waren. Ein länger zurück liegender, da bereits vernarbter Bandscheibenvorfall war akut geworden, lautete die Diagnose. Statt des üblichen Formaufbaus auf Rollen und später ersten Eiszeiten bestand das Sommerprogramm heuer also aus 17 Wochen in therapeutischer Behandlung. Sonst im Training kaum zu bremsen, musste die 26-Jährige in dieser Zeit die Grenzen ihres Körpers neu kennenlernen. Keine 200 Tage vor den Olympischen Spielen in Peking, bei denen sie ihre Karriere mit einer Medaille krönen will, konnte sie sich zeitweise nicht einmal selbst Socken anziehen.
„Es war nicht einfach“, sagt Herzog. Wichtigste Stütze auch in dieser Phase war Ehemann und Trainer Tom, nun eben vorrangig als Psychologe und Motivator. Denn die für das Eis nötige gebückte Haltung schien zwischenzeitlich in unerreichbarer Ferne, obwohl die Wahl-Kärntnerin laut eigener Aussage über eine hohe Schmerzresistenz verfügt. Doch ein Wirbel, der auf den Nerv drückt, ist wie der Kontakt mit einem elektrischen Weidezaun: weder zu ignorieren, noch ist die Körperreaktion zu kontrollieren. Das erlebte auch Vanessa Herzog, als sie Ende August in Heerenveen wieder erste Runden in Schlittschuhen absolvierte. Einmal beim Start zu hoch anzogen, schoss es im Rücken ein und das Bein wurde taub – sie stürzte und trug eine Knochenprellung davon.