Rechte

Die Lücken beim Kinderschutz

(c) Getty Images (Elva Etienne)
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Laut Experten des EU-Projekts „Safe Places“ sind in Österreich die Schutzkonzepte bei der Arbeit mit Kindern „ausbaufähig“. Sie fordern daher bundesweit einheitliche Richtlinien.

Das EU-Projekt „Safe Places“ macht seit 2019 auf die Wichtigkeit von Kinderschutzkonzepten für eine gewaltfreie Kindheit aufmerksam. Diese sollen überall dort gelten, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, von Kindergarten bis Feriencamp.

Aber: Wichtige Forderungen der Projektpartner, wie die Etablierung eines Bundeskinderschutzgesetzes, sind immer noch offen. Kinderrechtsexperten appellieren nun an die Politik – denn der Kinderschutz in Österreich sei „ausbaufähig“ – und warnen vor Schutzlücken.

Die Gründe für derartige Versäumnisse sind eng mit den Forderungen der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung (ECPAT), den Österreichischen Kinderschutzzentren und dem Netzwerk Kinderrechte verknüpft. Sie fordern ein bundesweit einheitliches Kinderschutzgesetz. Bis dato gibt es ein solches nur in unzureichender Form. „Zwar gibt es ein Gesetz im Bund, das besteht aber lediglich aus Überschriften“, so Helmut Sax, Kinderrechtsexperte am Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte. Im Jahr 2019 wurden die Kompetenzen auf die Länderebene verschoben. Die Folge ist, dass die Inhalte je nach Bundesland sehr unterschiedlich ausfallen.

In vielen anderen Bereichen gebe es vergleichbare Regelungen, beispielsweise am Arbeitsplatz, wo die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer evaluiert wird. „Für Kinder gibt es so etwas nicht“, hält Astrid Winkler von ECPAT, die „Safe Places“ ins Leben gerufen hat, fest. Eine Forderung sieht daher eine unabhängige Stelle für Kinderrechte, Kinderschutz und Kindergesundheit vor – auch eine solche gab es bislang nicht.

„Und dann das böse Erwachen“

Ein weiteres Ziel, und gleichzeitig zentrale Forderung des Projekts, betrifft zuletzt die Etablierung von Kinderschutzkonzepten – und zwar bereits bei Gründung einer Einrichtung. „Es kann nicht sein, dass jeder, der sozusagen irgendetwas mit Kindern machen möchte, das einfach tun kann. Und dann kommt irgendwann das böse Erwachen“, so Winkler.
Egal ob Ballett, Fußballverein oder Schule: Eltern sollten sich eine bestimmte Qualität erwarten dürfen, wenn sie ihre Kinder anderen zur Betreuung überlassen, bekräftigt Sax.

Aus diesem Grund wurde, ebenfalls im Rahmen von „Safe Places“, die Online-Plattform Kinderschutzkonzepte (kinderschutzkonzepte.at) vom Bundesverband der Österreichischen Kinderschutzzentren ins Leben gerufen. Auf dieser Homepage sind jene Organisationen aufgelistet, die bereits über ein Kinderschutzkonzept verfügen oder daran arbeiten. Die Plattform soll als Quelle für Eltern und Fördergeber dienen, aber auch in Fragen zum Kinderschutz beratend fungieren.

Künftig braucht es vor allem mehr Ressourcen, um entsprechende Konzepte umzusetzen zu können. Dies gestaltet sich jedoch schwierig. „Wenn es um die Mittelverteilung geht, kommen Kinder in der Diskussion häufig zu kurz“, so Winkler. Auch wenn das Projekt „Safe Places“ mit Ende Dezember ausläuft, bleiben die Forderungen bestehen. Und der wichtige Schritt, auf die Relevanz des Themas zu verweisen, sei bereits getan. (mai)

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