Social Media Policy

Kollektives Versagen sozialer Netzwerke beim Misogynie-Report

Soziale Netzwerke bieten oftmals den Nährboden für rassistische und sexistische Ansichten (Symbolbild). .
Soziale Netzwerke bieten oftmals den Nährboden für rassistische und sexistische Ansichten (Symbolbild). . Unsplash
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Die Algorithmen sozialer Medien sind unausgewogen und misogyn. Statt etwas dagegen zu unternehmen, schlagen die Plattformen daraus Kapital.

Dass soziale Medien ein verzerrtes Bild der Realität abgeben, ist ein offenes Geheimnis. Algorithmen sind darauf trainiert, die emotionalsten, skandalösesten und „schönsten“ Inhalte zu fördern. Dies führt neben der Polarisierung von Nutzerinnen und Nutzern zu Bestätigungsfehlern, die wiederum gefährliche Ansichten verstärken. Zeigt der Algorithmus den Userinnen und Usern lediglich Inhalte, die im Einklang mit deren Überzeugungen stehen, hält sie das in ihrem Kaninchenbau - oftmals voll mit rassistischen und sexistischen Inhalten.

Die feministische Interessensgruppe UltraViolet hat zusammen mit dem Institute for Strategic Dialogue die Richtlinien sozialer Netzwerke untersucht und die Plattformen danach bewertet, wie sie mit Fehlinformation, Hassreden, Belästigung und Frauenfeindlichkeit umgehen. Spoiler: Gut abgeschnitten hat dabei keines.

Notendurchschnitt: 4,0

Beurteilt wurden die Plattformen anhand von elf Richtlinienempfehlungen von UltraViolet selbst, die etwa das Vorgehen gegen genderspezifische und rassistische Desinformationen sowie den klaren Prozess einer Meldung von Hassreden und Desinformation vorsehen. Anschließend wurden die sozialen Medien benotet. Klassenbeste ist die Plattform Reddit - mit der Note C, was hierzulande einer Drei entspricht. Die Änderung der Richtlinien hinsichtlich Hassreden sowie die Moderation und Durchsetzung dieser hat sich scheinbar gelohnt. Instagram schneidet mit einem F, also der Note Fünf, am schlechtesten ab. Neben mangelnden Richtlinien bieten frauenfeindliche Algorithmen, die etwa diverse Körperformen unsichtbar machen, die Grundlage hierfür. Überraschend ist das kaum.

Reddit und Twitter ergatterten die einzigen beiden Einsen in spezifischen Kategorien, da diese sicherstellen, dass jeder User und jede Userin Inhalte, die gegen die Policy verstoßen, melden kann. Twitters Versäumnis, Menschen, die extremistischen Inhalten ausgesetzt sind, an Ressourcen zur Bekämpfung von Extremismus zu verweisen sowie das Fehlen eines von Menschen überwachten Helpdesks zur Unterstützung von Betroffenen des sexuellen Missbrauchs online, heimste dem Netzwerk gleich zwei Fünfen ein. Youtube und TikTok erhielten in beiden Kategorien ebenfalls einen Fleck. Einzig Reddit verfügt über einen solchen Helpdesk.

Einige der untersuchten Plattformen nehmen sich dem Problem der Desinformation in ihren Richtlinien überhaupt nicht an, andere nur, wenn diese Covid-19 oder Wahlen betrifft. Und selbst wenn die Verschriftlichung der Richtlinien vielversprechend aussehe, mangele es oft an der Umsetzung.

Liebe CEOs, ...

Zusätzlich zum Report veröffentlichte UltraViolet einen offenen Brief an die Vorsitzenden aller bewerteten Plattformen, in dem sie diese dazu auffordern, die Richtlinien zum Schutz von Minderheiten und diskriminierten Gruppen unverzüglich zu reformieren. Unterzeichnet wurde dieser von 75 rund um den Globus angesiedelten Unternehmen.

„Soziale Medien sind zu einem fast allgegenwärtigen Teil des modernen Lebens geworden“, sagt die Kommunikationsdirektorin von UltraViolet Bridget Todd in der Pressemitteilung. „Trotz der Vorteile, die es mit sich bringt, über Social-Media-Plattformen in Kontakt zu bleiben, können wir nicht zulassen, dass die Unternehmen dahinter mit Lügen und Verschwörungstheorien hausieren gehen oder rassistische, frauenfeindliche, homophobe und transphobe Angriffe stillschweigend dulden.“ Vor allem schwarze und indigene Frauen sowie LGBTQI-Personen seien im Netz rassistischen und frauenfeindlichen Angriffen ausgeliefert, heißt es vonseiten der Organisation. Das Erwirtschaften von Profit stehe über dem Schutz von Personen.

(evdin)

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