Investigativrecherche

Nike schreddert neuwertige Sneaker

Sneaker von Nike haben Kultstatus.
Sneaker von Nike haben Kultstatus.(c) unsplash
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Unter dem Vorwand gebrauchte Sneaker zu recyclen, solle die Marke Nike angeblich Neuware zerstören. Das zeigt ein investigativjournalistisches Projekt von Zeit, NDR und Flip.

Laut Recherchen der „Zeit“, des NDR und des Recherche-Startups Flip soll der Sportartikelhersteller Nike als Retoure zurückgeschickte Neuware systematisch vernichten. Das Reportageprojekt „Sneakerjagd“ zielt darauf ab, herauszufinden, was mit bei Recyclingprogrammen abgegebenen oder in Altkleidercontainern entsorgten Turnschuhen passiert.

In der belgischen Kleinstadt Herenthout werden - laut Angaben des Nike-Recyclingprogramms „Nike Grind" - abgetragene Turnschuhe recycelt und zu einem neuen Material beispielsweise für Sportplatzbeläge weiterverarbeitet. Ausfindig gemacht wurde die eigentlich unter Verschluss gehaltene Lokalität des Recyclingprogramms via GPS-Tracker. Dieser wurde von dem Rechercheteam in einem alten Paar Schuhe der Komikerin Carolin Kebekus versteckt, das daraufhin in einer Hamburger Nike-Filiale für das unternehmenseigene Recyclingprogramm abgegeben wurde. In weiterer Folge wurde das Paar Schuhe in die Verwertungshalle nach Belgien geschickt, die Nike dort gemeinsam mit einem örtlichen Abfallentsorger betreibt.

Anscheinend würden dort aber auch neuwertige Sneaker geschreddert werden, so die Rechercheergebnisse. Ein zweites Paar Schuhe, vom Reportageteam direkt beim Hersteller Nike online bestellt, mit GPS-Tracker versehen und wieder retourniert, landete ebenfalls in Herenthout. Für das Rechercheteam der Zeit der Beweis: „Es handelt sich bei den Schuhen, die dort geschreddert werden, nicht nur um solche mit Defekten. Es landen auch Retouren in der Schredder-Halle.“ 

Gängige Praxis in der Modebranche

Umweltorganisationen warnen schon länger davor, dass Textilhersteller und Modekonzerne eigene Neuware zerstören, um abzuwenden, dass ihre Produkte durch den Überschuss günstiger verkauft würden und so der Marke schaden könnten. Ein Prozess, den die Pandemie noch verstärkt hat, denn es wurde weniger Kleidung gekauft und trotzdem neue Kollektionen auf den Markt gebracht. Doch bereits vor Corona sorgten immer wieder Medienberichte über die Vernichtung von neuwertigen, unverkauften Textilien für Aufsehen.

Möglicher Rechtsverstoß

Dem deutschen Umweltministerium zufolge verstoße Nike damit sogar gegen das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz, denn noch verwendbare Retouren zu vernichten, ist in Deutschland verboten. Der Nike Deutschland GmbH könnte so ein Bußgeld von bis zu 100 000 Euro drohen.

In einer Stellungnahme von Nike wird darauf hingewiesen, dass auch Retouren „mit Anzeichen von einer möglichen Beschädigung oder Gebrauchsspuren“ an Nike Grind weitergegeben werden. Neue, makellose Schuhe würden nicht vernichtet werden.

(chrima)

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