Bildhauerei

Ziegelstein trifft Körperstein

Katrin Hornek (li.) probt in ihrem Atelier die Konstruktion für ihre Bozener Ausstellung; Michèle Pagel in ihrer Ausstellung in der Galerie Meyer Kainer.
Katrin Hornek (li.) probt in ihrem Atelier die Konstruktion für ihre Bozener Ausstellung; Michèle Pagel in ihrer Ausstellung in der Galerie Meyer Kainer.Clemens Fabry
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Zwei junge Bildhauerinnen erhalten heuer die zwei wichtigsten österreichischen Kunstpreise: Wir haben Michèle Pagel und Katrin Hornek getrennt voneinander befragt.

Mit nur 100 Euro in der Tasche vom schnellen Kellnern und der Aussicht auf einen Couch-Schlafplatz schlug sich Michèle Pagel 2009 von Italien nach Wien durch, um hier die Aufnahmeprüfung auf die Akademie der bildenden Künste zu versuchen. Geboren 1985 in Werdau, in der Nähe von Chemnitz, hatte sie zuvor in Leipzig schon Medienkunst studiert, was sie in der damaligen Malereihochburg aber in Depressionen stürzte, ging dann nach Italien. In Wien kam sie künstlerisch endlich an, studierte bei Julian Göthe und Pawel Althamer. „Schon toll, was hier geboten wird“, findet sie. Vor allem freundete sie sich mit Kris Lemsalu an, einer der neuen Stars im Kunstbetrieb, arbeitete für die Gelitins, für Brit-Art-Queen Sarah Lucas („Von ihr habe ich am meisten gelernt“) und wird inzwischen selbst von der Wiener Galerie Meyer Kainer vertreten. „Wien hat mich mit Haut und Haaren gefressen“, sagt sie. Sogar gepflegte Neurosen konstatiere sie schon an sich.

Wir treffen uns bei ihrer ersten Solo-Schau in der Galerie. Hier war auch die Installation mit Pfau ausgestellt, für die sie gerade den Kardinal-König-Kunstpreis zuerkannt bekam, dessen Verleihung nun auf Ende Jänner verschoben wurde. Der Pfau – korrekter Titel: „Crrreature Of Habit/Das Glück ist ein Vogerl“ – ist schon zur Preisausstellung in Salzburg geflattert, dort prangt er jetzt wieder hinter dem freistehenden rostigen Gittergartentor („Ich mag Material, das schon Geschichte hat“) und blickt über seine Schulter in einen Vorzimmerspiegel an der Wand. Wer hier vor, wer hinter der Absperrung sitzt, die ja sowieso nur in unseren Köpfen eine ist, wer hier wen im Spiegel betrachtet, über all das darf hier sinniert werden.

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