Die schöne neue Frauengesellschaft entpuppt sich als Dystopie, der Mann als Pandemieopfer – trotz oder gerade wegen #MeToo? Über einen Trend in Romanen und Serien und einen verlorenen feministischen Traum.
Glasgow 2025: Ärztin Amanda McLean behandelt einen jungen Mann, der mit Fieber ins Spital gekommen ist und gleich darauf ums Überleben kämpft. „Seine Atmung ist schwerfällig. Das flache Keuchen eines Körpers, der die Grundanforderung, Sauerstoff aufzunehmen, nicht erfüllen kann.“ Nach drei Stunden ist er tot. Und er bleibt nicht der Einzige, die mysteriöse Krankheit breitet sich in Windeseile im Spital aus, dann im Umkreis, bald in jedem Winkel der Erde. Betroffen sind nur Männer. Und zwar alle Männer.
Dieses Szenario entwirft die junge Britin Christina Sweeney-Baird in ihrem jüngst erschienenen Debütroman „Die andere Hälfte der Welt“ (im Original „The End of Men“). Es ist ein Pandemieroman, obwohl die Autorin, als sie ihn 2018 begann, noch nichts vom kommenden Coronavirus wissen konnte. Er reiht sich aber noch in eine weitere Tradition: die Welt-ohne-Männer-Fiktion.