Gewalt an Frauen heißt oft Gewalt an Kindern. Dieser Umstand werde jedoch übersehen, meinen Experten.
Wien. 30 Femizide wurden 2021 bisher in Österreich verübt. In mindestens der Hälfte der Fälle von häuslicher Gewalt sind auch Kinder mitbetroffen – diese werden als Überlebende und Zeugen von Gewaltdelikten jedoch häufig übersehen, kritisiert die Kinderschutzorganisation Die Möwe. Im Rahmen einer Aufklärungskampagne will die Vereinigung daher diese vulnerable Gruppe in den Fokus rücken. Denn es fehle an Ressourcen zur Prävention, und auch die Lobby für Kinder im medizinischen Bereich sei „ausbaufähig“.
2021 ein Viertel mehr Klienten
Ein Jugendlicher, der Kampfsportkurse besucht, um die Mutter vor dem Vater beschützen zu können. Ein Kind, das das Blut der Mutter vom Boden aufwischt: Es sind Schicksale wie diese, die Johanna Zimmerl, Leiterin des Wiener Möwe-Kinderschutzzentrums, bei ihrer täglichen Arbeit begleiten. In der Einrichtung wird betroffenen Kindern und Jugendlichen neben Therapie beispielsweise juristische Prozessbegleitung angeboten. „2021 hatten wir 1200 Klienten, das ist ein Viertel mehr als 2020. Die Nachfrage ist sehr hoch, bei der Aufnahme mussten wir bereits priorisieren“, so Zimmerl. Viele Erlebnisse aus der Zeit der Pandemie, als das Leben auf den eigenen Haushalt beschränkt war, wirken jetzt nach.