Autoindustrie

VW baut Konzernvorstand um

Herbert Diess lenkt weiter die Geschicke des VW-Konzerns
Herbert Diess lenkt weiter die Geschicke des VW-Konzerns(c) REUTERS (Wolfgang Rattay)
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Herbert Diess bleibt VW-Vorstandschef und büßt weniger Macht ein, als manche nach dem Streit mit dem Betriebsrat erwartet hatten. Mehr Geld gibt es für die E-Mobilität.

Wolfsburg/Wien. Herbert Diess ist weiterhin Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG. Dass man das bei einem bis 2025 laufenden Vertrag betonen muss, ist bemerkenswert – aber es war vor der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag keine Selbstverständlichkeit.

Diess hatte sich immer wieder Konflikte mit dem Kontrollgremium und zuletzt mit dem mächtigen Betriebsrat geliefert. Die interne Ansage, man müsse produktiver werden und vielleicht bis zu 30.000 Mitarbeiter am Konzernsitz in Wolfsburg abbauen, hat den Zentralbetriebsrat massiv aufgebracht. Und deshalb muss man betonen, dass Diess am Donnerstag als Vorstandschef an der virtuellen Pressekonferenz teilnahm.

Der Präsident des Aufsichtsrats, der Österreicher Hans Dieter Pötsch, fand freilich recht deutliche Worte für den öffentlich ausgetragenen Streit. „Muss so etwas sein wie die letzten Wochen? Nein.“ Das sei „alles andere als toll für das Unternehmen“ gewesen, deshalb entschuldige er sich auch bei den verunsicherten Aktionären. Allerdings, meinte Pötsch auf eine Journalistenfrage: Erst wenn es in Wolfsburg ganz ruhig sei, müsse man sich Sorgen machen.

Neue Vorstände

Konzernbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo, die neben Diess und Pötsch an der Pressekonferenz teilnahm, berichtete von einer wichtigen Festlegung, die man auch so verstehen kann, dass Diess in die Schranken gewiesen wurde: Man habe klargestellt, dass „Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherheit gleichwertige Ziele“ im Konzern seien.

Die Sitzung des Aufsichtsrat endete aber mit dem erwarteten Umbau des Vorstands des Konzerns. Die deutliche Entmachtung Diess', die manche erwartet hatten, gibt es jedoch nicht. So steigt der CEO der Marke Volkswagen Pkw, Ralf Brandstätter, in den Konzernvorstand auf und wird im Gremium die Tätigkeit der Kernmarke verantworten. Verantwortlicher Vorstand für die wichtige Markengruppe Volumen (VW, Seat, Škoda) bleibt aber Diess. Ab August wird Brandstätter zudem das Ressort China von Diess übernehmen und soll den Absatz der Konzernmarken in dem so wichtigen Markt forcieren.

Nachfolger Brandstätters wird der derzeitige Vorstandsvorsitzende von Škoda, Thomas Schäfer. Er soll sich in dieser Aufgabe ab 1. April als COO von Volkswagen einarbeiten und ab dem 1. August 2022 in den Konzernvorstand aufrücken.

Ab dem 1. Februar 2022 wird Manfred Döss im Bereich Integrität und Recht auf Hiltrud Werner folgen. Hauke Stars wird ebenfalls zum 1. Februar 2022 in den Konzernvorstand einziehen und das Ressort IT übernehmen. Hildegard Wortmann wird zusätzlich zu ihrer Rolle als Vorständin Vertrieb bei Audi als neue Vertriebschefin in den Konzernvorstand berufen.

Diess wird ab Anfang 2022 innerhalb des Konzernvorstands die Zuständigkeit für die Automotive Software-Sparte Cariad von Markus Duesmann übernehmen, damit betont man die Bedeutung der Digitalisierung.

160 Mrd. Euro an Investitionen

Die Aufsichtsratsmitglieder planten auch die kommenden fünf Jahre und legten neue Schwerpunkte bei den Investitionen fest. Insgesamt will der Konzern bis 2026 fast 160 Milliarden Euro investieren, die E-Mobilität und Digitalisierung machen mit 89 Milliarden Euro erstmals mehr als 50 Prozent der Gesamtinvestitionen aus.

Das inkludiert unter anderem einen Umbau am Stammwerk in Wolfsburg, wo ab 2024 das Elektroauto ID.3 gefertigt werden wird. Damit gibt man den dortigen Mitarbeitern Zukunftssicherheit, viele hatten im Zuge der Transformation weg vom Verbrennungsmotor um ihre Arbeitsplätze gezittert. Der Standort Salzgitter wird zum europäischen Batterie-Hub ausgebaut. Der Konzern investiert zwei Milliarden Euro, um ab 2025 in seiner niedersächsischen Gigafabrik Batteriezellen für die Elektroautos des Konzerns herzustellen.

Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht im Ergebnis keine Schwächung Diess': „Alles, was an großen Investitionen beschlossen wurde, fußt auf der Diess-Strategie.“ Sowohl die Familie Porsche-Piëch als auch die vielen Aktionäre der Vorzugsaktien wüssten um die Bedeutung von Herbert Diess. Er sei Garant dafür, dass „VW nicht zum Gewerkschaftsunternehmen und zum Handlanger einer Landesregierung wird“ (das Bundesland Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte beim Konzern).

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