Lockdown-Ende

Vorarlberger Landesregierung über Öffnungen uneinig

Johannes Rauch zeigt sich skeptisch über die Lockerungen.
Johannes Rauch zeigt sich skeptisch über die Lockerungen.(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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"Diesmal wäre ich angesichts Omikron und der Tatsache, dass einfach niemand sagen kann, wie das einschlägt, deutlich vorsichtiger gewesen", sagt der grüne Landesrat Rauch über das Lockdown-Ende.

In der Frage der angekündigten weitreichenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen herrscht Uneinigkeit in der Vorarlberger Landesregierung. Während Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) die Öffnungsschritte verteidigte, ging Landesrat Johannes Rauch (Grüne) auf Distanz. "Diesmal wäre ich angesichts Omikron und der Tatsache, dass einfach niemand sagen kann, wie das einschlägt, deutlich vorsichtiger gewesen", so Rauch gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" (Freitag).

"Die Modellregion Vorarlberg im Frühjahr habe ich mitverhandelt und mitgetragen, diesmal bin ich skeptischer", so Rauch. Zu Omikron habe man, was Verbreitungsgeschwindigkeit und Heftigkeit angehe, noch immer zu wenig Daten, "da ist schon ziemlich viel Blindflug dabei". Vor allem die Möglichkeit, dass Kinder schwerer betroffen sein könnten, mache ihm Sorge. Man habe zudem noch immer volle Spitalbetten. Dass man bei steigenden Infektionszahlen auf die Intensivbelegung schaue, bei fallenden aber nur mehr auf die Inzidenz sei inkonsistent.

"Es war schon mal besser abgesprochen"

Auf die Frage, inwieweit er in die Entscheidung bezüglich der Öffnungsschritte eingebunden war, erklärte Rauch: "Es war schon mal besser abgesprochen." Man verhandle jedenfalls noch am Freitag über die Details der Verordnung. Das betreffe vor allem den Umgang mit Veranstaltungen, etwa Weihnachtsmärkten. "Dass das spätestens ab 17 Uhr zum maskenlosen Glühweintreffen wird, das geht nicht", sagte der Landesrat. Auch Grünen-Chefin Eva Hammerer sprach sich gegenüber der "Neuen Vorarlberger Tageszeitung" für mehr Vorsicht aus, das Lockdown-Ende sei mit einem Risiko behaftet.

Weiter unklar ist derzeit, ob die Omikron-Variante Vorarlberg bereits erreicht hat. Nach Angaben der Landessanitätsdirektion wartet man seit Tagen auf die Anfang der Woche eingesandten Ergebnisse der zur Sequenzierung eingeschickten Omikron-Verdachtsfälle. Trotz mehrfacher Urgenz über verschiedene Stellen seien bisher keine Resultate eingetroffen, so Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher Freitag früh. Von insgesamt 31 Afrika-Rückkehrern hatten fünf einen positiven PCR-Test abgeliefert. Für sie gelten erhöhte Vorsichtsmaßnahmen, so endet ihre Absonderung erst, wenn ihr PCR-Ergebnis negativ ausfällt, erläuterte Grabher. Üblicherweise endet die Absonderung nach 14 Tagen automatisch. Weitere Verdachtsfälle auf die Omikron-Variante seien in Vorarlberg bisher nicht aufgetreten.

Vorarlberg hat mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 734,2 die höchste aller Bundesländer. Dass trotzdem bis auf die Nachtgastronomie alle Bereiche - Handel, Gastronomie, Sport, Tourismus, Kultur und Dienstleistung - komplett geöffnet werden, sorgt für Kritik. Diese suchte die Landesregierung mit einigen Verschärfungen zu dämpfen, so dürfen bei Veranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen in Innen- und im Außenraum maximal 500 Personen teilnehmen. In der Gastronomie dürfen höchstens zehn Personen samt ihren minderjährigen Kindern, maximal alber zehn Minderjährige, an einem Tisch sitzen, außer alle leben im selben Haushalt. In Spitälern und Pflegeheimen gilt 2,5G und FFP2-Pflicht am Arbeitsplatz.

Der Vorstoß ging etwa auch der Vorarlberger SPÖ-Vorsitzenden und Ärztin Gabriele Sprickler-Falschlunger zu weit. Ein Ende des Lockdown sei zu diesem Zeitpunkt unverantwortlich. Gegenüber der "Neuen" kritisierte auch der Vorarlberger Neos-Abgeordnete Gerald Loacker das Vorgehen. Man begrüße zwar das Aufsperren des Handels, der Rest sei jedoch ein nicht nachvollziehbares "Weiterwurschteln wie bisher". Der Vorarlberger FPÖ ging die Öffnung dagegen nicht weit genug, FPÖ-Obmann Christof Bitschi forderte eine Öffnung unter Schutzkonzepten für alle, auch für Ungeimpfte.

(APA)

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