In indonesischen Schlachthöfen sollen Schlangen und Echsen brutal getötet werden - um Leder für die Marke Gucci und den Konzern LVMH zu erzeugen. Die Konzerne weisen die Vorwürfe zurück.
Nach der jahrzehntelangen und teils sehr erfolgreichen Lobbyarbeit gegen die Produktion und Verwendung von Pelz hat sich die Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) ein neues Ziel gesetzt, und zwar die Modeindustrie dazu zu bringen, künftig auf Exotenleder, also die Haut von Schlangen, Echsen, Krokodile und Alligatoren zu verzichten.
Anfang dieser Woche trat die Tierschutzorganisation PETA mit schweren Vorwürfen an die Öffentlichkeit. In indonesische Schlachtbetrieben, die unter anderem die französische Luxuskonzerngruppe Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH) und das Modehaus Gucci beliefern, sollen Schlangen und Echsen auf brutale Art und Weise geschlachtet worden sein.
Leiden für Handtaschen
In der Aussendung der Tierschutzorganisation, mit reichlich Bild- und Videomaterial versehen, heißt es, in den zuliefernden Schlachthöfen, seien „Schlangen mit einem Hammer geschlagen, mit Rasierklingen aufgeschlitzt und wahrscheinlich bei lebendigem Leib gehäutet. In einem der Schlachthöfe, der Gucci beliefert, schlugen Angestellte Echsen mit Macheten auf den Kopf und hackten bis zu 14-mal auf ihren Hals ein, um sie zu köpfen.“ Das Köpfen der Echsen wurde besonders kritisiert, da Echsen bis zu dreißig Minuten danach noch Schmerz im Gehirn wahrnehmen.
In anderen Betrieben, die LVMH beliefern, wurden Phytons mehrmals auf den Kopf geschlagen und aufgehängt, um dann mit Wasser vollgepumpt zu werden und bei Bewusstsein ausgeweidet. „Keine Handtasche und keine Geldbörse ist diese Art des Leidens wert, besonders da es in Ihren Häusern Zugang zu hochwertigem und fortschrittlichem Leder gibt“, heißt es in einem Brief der Organisation an François-Henri Pinault, Vorsitzender von LVMH, und Bernard Arnault, CEO von Kering, dem Mutterkonzern von Gucci.
Vorwürfe zurückgewiesen
Gegenüber dem Branchenmedium WWD verlautete der Konzern Kering in einem Statement, dass „bei der Lederherstellung weiterhin die höchsten Standards im Bereich des Tierwohls und der Arbeitsbedingungen gelten“. Eine direkte oder indirekte Verbindung der von PETA genannten Schlachthöfe zu einer der von Kering geführten Marken könne nicht nachgewiesen werden, heißt es weiter. Dass die komplexen Lieferketten der Modebranche oft schwer nachzuvollziehen sind, war nicht Thema.
LVMH ging auf die konkreten Vorwürfe nicht ein, verlautbarte gegenüber der New York Post aber, dass man „alle Einstellungen gegenüber der Verwendung tierischer Materialien respektiere und um bestmögliche Methoden bemüht sei“.
Bemühte Branche?
Nachhaltigkeits- und andere ethische Aspekte werden in der Modebranche immer präsenter. Erst im Herbst 2021 setzen sich Spitzenvertreter der Branche Rahmen der UN Fashion Industry Charter for Climate Action ehrgeizige Ziele zur Emissionsreduktion. Auch die Verwendung von Materialien tierischen Ursprungs ist immer wieder Thema, so wird beispielsweise die Kering-Gruppe, wozu immerhin Gucci, Balenciaga, Bottega Veneta, Alexander McQueen, Brioni und Saint Laurent gehören, ab der Herbstkollektion 2022 gänzlich auf Pelz verzichten, aber auch Leder und Wolle werden immer wieder thematisiert.
(chrima)