Komplexe Lieferketten

Was Mode mit der Abholzung des Amazonas zu tun hat

Im Amazonas werden riesige Flächen abgeholzt.
Im Amazonas werden riesige Flächen abgeholzt. Reuters
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Die Lederindustrie ist einer der großen Treiber der Abholzung des Amazonas. Dahinter stehen - so eine neue Studie - internationale Modemarken und ihre schwer durchschaubaren Lieferketten.

13.235 Quadratkilometer Regenwald gingen in Brasilien allein zwischen August 2020 und Juli 2021 verloren, damit ist die Abholzung im Amazonas derzeit auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren. Der Treiber dahinter: die Rinderindustrie. Nicht nur auf Fleischerzeugung ist man aus, auch Leder ist gefragte Ware. Eine neue Studie bringt nun einige der großen Namen im Modegeschäft mit der kontinuierlichen Abholzung in Verbindung.

Die Analyse ihrer globalen Lieferketten bringt Marken und Konzerne wie Coach, LVMH, Prada, H&M, Zara, Adidas, Nike, New Balance, Teva, UGG oder Fendi in Verbindung mit Ledergerbereien und anderen Firmen, die an der Abholzung des Amazonas beteiligt sind.

Nachgefragte Lederware

Die Studie von Stand.earth, eines auf Lieferketten spezialisierten Forschungsunternehmens, hat sich internationale Zolleinfuhren und -abgaben angeschaut. Über 50 Modemarken können dabei mit dem brasilianischen Lederhersteller JBS in Verbindung gebracht werden, der im Amazonas zum größten Teil illegale Abholzungen betreibt. Erst kürzlich lies JBS verlauten bis 2035 gänzlich auf Regenwaldabholzung zu verzichten, ein Zugeständnis, das von Umweltgruppen als unzulänglich betitelt wurde.

Überraschend sind die Ergebnisse vor allem, da manche der Marken, etwa H&M oder Adidas, dezidiert bekannt gegeben haben, die Abholzung des Regenwaldes bei Sub- und Zulieferern nicht mehr zu dulden. Auch der französische Luxusmodekonzern LVMH, dem die Untersuchung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Verbindung zur Abholzungsindustrie unterstellt, hat erst diesen Frühling gemeinsam mit der Unesco ein Projekt zur Sicherung der Biodiversität im Amazonas gestartet.

Ganze 23 der 84 untersuchten Unternehmen, also knapp ein Drittel, haben eigentlich entsprechende Vorschriften - vermutlich verstoßen diese Firmen gegen ihre eigenen Richtlinien. Einige der genannten Marken sind sogar in der „Leather Working Group“ aktiv, einer Initiative, die sich um mehr Transparenz in den Lieferketten von Lederprodukten bemüht.

Keine direkte Verbindung

Eine direkte Verbindung zwischen den einzelnen genannten Marken und der fortschreitenden Abholzung im Amazonas lässt sich durch die Studie aber nicht herstellen - sie besagt lediglich, dass einzelne Produkte oder Kleidungsstücke mit höherer Wahrscheinlichkeit aus jener Rinderzucht stammen, die hinter der Waldabholzung in Brasilien steht.

Da sprechen auch die Zahlen für sich: Neben anderen Industriezweigen - wie etwa der Automobilindustrie - steht die Modebranche als einer der größten Treiber hinter der Ledererzeugung. Bis 2025 werden jährlich 430 Millionen Kühe geschlachtet, allein für die Produktion von Geldbörsen, Handtaschen und Schuhen. Durch visuelle Datenaufbereitung lassen sich die Lieferketten der einzelnen Unternehmen individuell auf der Seite der Studie abfragen. 

Offene Schlupflöcher der Industrie

Es brauche einen klaren Plan, um die Schlupflöcher der Industrie zu schließen, heißt es auch von der Organisation Strategy of Slow Fashion, die an der Studie mitgearbeitet hat. Konsumentinnen und Konsumenten wird der Umstieg auf pflanzliches Leder nahegelegt. Die Studie kritisiert auch Initiativen wie die zuvor genannte „Leather Working Group“ als scheinheilig - hier werde zwar die Herkunft des Leders bis aufs Schlachthaus zurückgeführt, wo die Rinder gezüchtet werden, ist nicht relevant. Sehr oft könnte das auf illegal abgeholztem Regenwaldboden passieren.

(chrima)

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